Dunkle Rivalen

Dieses Abenteuer knüpft direkt an zwei vorhergehende an. Gleich in der ersten Szene wird Bezug darauf genommen. Ich bin leider noch nicht dazu gekommen, die anderen beiden zu schreiben, werde dies aber bald nachholen. Fürs Erste ist nur wichtig zu wissen, dass Steve bereits einige Stabilitätspunkte verloren hat und wir in diesem Abenteuer fest damit rechnen, dass er komplett den Verstand verliert.
Außerdem treffen wir auf neue Charaktere. Der gesetzestreue Taxifahrer Willfred, der eiskalte irische Gangster Liam, der fantastische Magier Aleister Sweetsin und der schweigsame mysteriöse Cowboy Graf Wolgraf.
Diese Geschichte wurde weniger mit Augenmerk auf guten Satzbau und packenden Erzählstil geschrieben, sondern ist vielmehr als Spielebericht zu verstehen.

Steve steht vor dem Krankenbett des schlafenden Herrmanns. Er wirft einen schnellen Blick nach links und rechts und legt ihm vorsichtig ein Stück Papier unters Kopfkissen. Mehr kann er hier nicht tun. Schnellen Schrittes begibt er sich nach draußen.
Die Taxis vor dem Krankenhaus stehen bereits Schlange. Steve steigt ins erstbeste.
"Hallo. Zum Polizeirevier bitte."
Der Fahrer nickt und fährt los.
Während der Fahrt besinnt Steve sich kurz auf das Geschehene, angefangen in Bennington, die Diener Glaakis, dann Raserei und Blut, viel Blut. Seine Wiedergeburt. Sollte das von nun an wirklich sein Lebensinhalt sein? Schnell verwirft er die Zweifel aber wieder, denn das Taxi hat bereits vor dem Polizeirevier gehalten.
Steve sieht Rauch aufsteigen.

"Ach Aleister, was soll nur aus dir werden?"
Detective Mickey Harrigan führt gerade einen Gefangenen aus den Zellen ab. Der junge Mann war in letzter Zeit auffällig geworden, da er in der ganzen Stadt illegalerweise Plakate verteilt hatte. Eine Nacht in der Zelle täte im ganz gut, dachte sich Harrigan. Aber nun muss er ihn auch wieder laufen lassen, um Platz für die wahren Kriminellen zu schaffen.
Gerade will er dem Gefangenen die Handschellen abnehmen.
"Mickey, Mickey, Mickey..." Der schlaksige Mann lächelt überheblich. "Sie haben den erstaunlichen Aleister Sweetsin wieder mal unterschätzt!"
Mit einer theatralischen Bewegung wirbelt Aleister herum und zeigt seine bereits befreiten Hände dem mehr als verdutzten Detective.
Harrigan ist derartiges allerdings schon gewöhnt, weswegen er sich schnell wieder fasst. Aleister hat seit seiner Rückkehr vom Zirkus vor drei Jahren ganz Arkham mit seiner Zauberkunst unterhalten oder auch genervt. Seine Tricks funktionieren mal mehr, mal weniger gut, aber dass er dafür sein Studium der Psychologie an der Miskatonic University abgebrochen hat, war ein Schock für die Gemeinde, insbesondere seinen Vater. Mr. Tillinghast hatte Harrigan erst vor kurzem um ein Gespräch gebeten, in dem er durchblicken ließ, er möge Aleister doch etwas härter rannehmen und ihn so vielleicht wieder auf den richtigen Weg bringen. Tatsächlich ergab sich da erst kürzlich eine Gelegenheit, bei der Aleister sich nützlich machen könnte, wie Harrigan nun wieder einfiel.
"Hör mal, Aleister, dein Vater hat mir wegen dir schon die Hölle heiß gemacht. Du solltest dich endlich mal einbringen und etwas aus deinem Leben machen. Genauer gesagt hätte ich da einen..."
"Ziehen Sie eine Karte!"
Geistesabwesend zieht Harrigan irgendeine Karte aus dem Stapel, den Aleister ihm vor die Nase hält.
"...Auftrag für dich." Verwirrt sieht er auf die Karte in seiner Hand und wirft sie leicht verärgert hinter sich.
"Aber Sie müssen schon mitmachen, Detective", jammert Aleister nun.
"Ich meine es ganz ernst. Pflichtverteidiger Lionel Ingram sucht Freiwillige, die ihm bei der Aufklärung eines Mordfalls helfen. Er sollte sowieso jeden Augenblick hier sein."
Zwar nuschelt Aleister noch das ein oder andere Gegenwort in seinen Umhang, aber beim Thema "Mordfall" wurde er schon hellhörig. Außer der Zauberei gilt sein Interesse stets den großen Kriminalfällen, besonders wenn es um Mord und Totschlag geht. Und seinem Vater widerspricht er auch nur ungern.
Mit einer dramatischen Drehung, bei der sein Umhang wild umherflattert, wendet sich Aleister also Richtung Ausgang.

"Sind Sie Steve Harris jr.?"
Steve sah gerade noch Rauch aufsteigen, allerdings waren es nur die Abgase der wenigen vorbeifahrenden Autos, als ihn bereits ein junger Mann Anfang 30 mit kurzen, blonden Haaren aufhält.
"Mein Name ist Lionel Ingram. Danke, dass Sie kommen konnten." Er trägt teure, modische Kleider, wie sie einem Rechtsanwalt geziemen.
"Immerhin ist in 10 Tagen bereits der Prozess. Und ich denke wirklich nicht, dass mein Mandant einen Mord begangen hat."
Steve erfährt auf Nachfrage, dass der Bestattungsunternehmer Casey Grescht angeblich von seinem Mandanten, Brady Whitcombe, ermordet wurde.
"Oh je, Brady, wo bist du da nur wieder reingeraten?" fragt sich Steve.
"Nun, wir sollten noch auf die anderen Freiwilligen warten. Dann können wir zu meinem Büro fahren und dort alles weitere besprechen."
Der Taxifahrer ist unterdessen noch nicht wieder weitergefahren. Er ist gerade noch mit dem Gießen seiner Kaktuspflanze beschäftigt, die er auf seiner Heckablage stehen hat. Als er sich wieder aufrichtet, erkennt ihn Ingram.
"Ah, Mr. Marsh, Sie sind auch schon hier. Sehr schön."
Willfred Marsh grüßt zurück. Auch er wurde hierher bestellt, da er Ingram noch einen Gefallen schuldig war. Als er vor Jahren ohne Taxilizenz gefahren und auffällig geworden ist, hat Ingram ihn rausgehauen.
"Hey, haben Sie mich nicht gerade eben auch hierher gefahren?" Steve meint den Taxifahrer wiederzuerkennen.
"Ja, das kann gut sein", erwidert der Fahrer mit einem leicht verwirrten Blick. Es wechseln wohl nicht viele seiner Kunden mehr als zwei Worte mit ihm.
Dass sich während ihres Gesprächs nicht wenige Meter von ihnen entfernt ein Mann positioniert hat, ist den dreien gar nicht aufgefallen. Der grobschlächtig wirkende, rothaarige Herr belauscht die Gruppe schon seit ein paar Minuten.
Beim Stichwort "Mord" und "Casey Grescht" wird er allerdings hellhörig und nähert sich dem Taxi immer mehr.
"Entschuldigen Sie, Sie erwähnten etwas von dem Mordfall an Casey Grescht?"
Ingram sieht den Mann verdutzt an. Woher kommt dieses Interesse von einem völlig Fremden?
Ian Liam O'Reillys seltsames Interesse an diesem Fall kommt jedoch nicht von ungefähr. Casey Grescht war derjenige, der die Leiche seiner geliebten Frau bestattet hatte. Ihr Tod ließ O'Reilly nie zur Ruhe kommen, wollte er doch herausfinden, wer genau dafür verantwortlich war. Jeder noch so kleine Hoffnungsschimmer, Licht ins Dunkel zu bringen, ließ ihn aufhorchen. Noch bevor er allerdings etwas sagen kann, geht die Tür des Polizeireviers auf und ein schmächtiger junger Mann mit wehendem Umhang tritt ins Sonnenlicht.
Als Aleister das Grüppchen vor dem Taxi erblickt, fängt er an: "Aaah, mein Publikum!"
"Oh, Sie müssen Aleister Sweetsin sein. Detective Harrigan hat Sie mir empfohlen", ergreift Ingram das Wort.
"So so, Sie haben also von mir gehört. Wer hat auch nicht von dem erstaunlichen Aleister Sweetsin gehört? Nun, Sir, untersuchen Sie diesen Hut. Ein ganz gewöhnlicher Zylinder, nicht wahr?"
Ingram blickt verwirrt in den Zylinder, den Sweetsin ihm unter die Nase hält. "Äh..ja.."
"Nun, passen Sie auf!"
Angestrengt lässt er seine Hand über dem Hut kreisen. Dann hält er ihn Ingram wieder vors Gesicht.
"Was sehen Sie nun?"
Ingram blickt hinein. Leere. "Nichts."
Für einen kurzen Moment sieht man ein Anzeichen von Unsicherheit über Aleisters Mimik blitzen, aber schnell kommt wieder das überhebliche Lächeln zum Vorschein.
"Sie, Sir", er zeigt nun auf Ingram. "Sie spielen mit mir. Sie haben mein Kaninchen in Ihrem Jackett versteckt. Ich sehe dort doch ganz deutlich eine Ausbeulung!"
Ingram hat nun das Interesse an Sweetsin gänzlich verloren, denn plötzlich hört man Hufgetrappel die Straße heraufziehen. Von weitem sieht man bereits die Silhouette eines Mannes auf einem Pferd, das sich trabenden Schrittes nähert. Sehr ungewöhnlich in dieser Gegend und vor allem in diesem Jahrzehnt.
Aleister lässt sich davon jedoch nicht beirren und wendet sich nun an den mysteriösen Mann, der die Gruppe zuvor belauscht hat.
"Sie, Mister, nehmen Sie Ihre Melone ab und sehen Sie hinein!"
Der Rotschopf tut genau das, allerdings mehr aus Erstaunen über den Reiter, der sich ihnen gerade nähert. Dann bemerkt er jedoch etwas aus dem Augenwinkel und er wirft einen direkten Blick in seinen Hut. Da drin ist ein Kaninchen! Kein lebendiges, aber ein Stofftier.
Erschrocken lässt er seine Melone fallen und die Augen der Gruppe richtet sich weg vom Reiter auf den Zaubertrick, der sich soeben vor ihnen zugetragen hat. Plötzlich spürt auch Ingram, dass sich etwas in der Innentasche seines Jacketts befindet und er zieht ein weißes Plüschkaninchen heraus. Schreiend wirft er es weg, nur um Sekunden später das Kaninchen im Zylinder von Aleister Sweetsin wiederzuentdecken.
Dieser verbeugt sich mit einem Grinsen und freut sich innerlich über das geglückte Kunststück.
Die Gruppe ist nun sichtlich beeindruckt, teilweise aber auch verängstigt. So sehr, dass sie glatt den Reiter vergessen haben, der mittlerweile bei ihnen angekommen ist und von seinem Pferd steigt.


Er trägt schmutzige, teilweise schon verweste Klamotten. Sein Gesicht scheint er monatelang nicht gewaschen zu haben, aber sein Pferd wirkt gesund und munter.
"Brav, Hans-Peter." Beruhigend klopft er seinem Pferd auf den Rücken und wendet sich nun der Gruppe zu.
"Ich bin Graf Wolgraf. Hier soll es einen Auftrag für mich geben."
"Bei der Gelegenheit möchte ich mich auch kurz vorstellen. Ian Liam O'Reilly mein Name. Ich möchte ebenfalls meine Mithilfe in diesem Fall anbieten", stellt sich nun der rothaarige Hüne vor und entpuppt sich durch seinen Akzent sogleich als Ire.
"Wunderbar, wunderbar. Dann hätten wir ja jetzt alle zusammen", schlussfolgert Ingram. Dass es schlussendlich sogar mehr Ermittler geworden sind, als ihm eigentlich versprochen wurden, konnte er nur als positiv werten. "Bitte fahren Sie uns doch in mein Büro." Er gibt dem Taxifahrer die Adresse und jeder macht es sich im Taxi bequem. Nur Graf Wolgraf reitet der Gruppe lieber auf seinem Schimmel hinterher.

Ingrams Büro steht voll mit Umzugskisten. Er scheint das Büro gerade erst bezogen zu haben.
"Verzeihen Sie die Unordnung, aber ich bin gerade erst hierher gezogen. Ich versuche hier, meine eigene Kanzlei zu eröffnen und unabhängig von meinem Vater zu werden", erklärt er das Chaos.
"Darf ich den Herren einen Kaffee anbieten?" fragt er in die Runde.
Steve und Willfred nehmen dankend an. Liam zieht einen Flachmann aus seiner Jacke und bietet Graf Wolgraf ein Schlückchen davon an. Auch Steve lässt sich dankend ein paar Tropfen davon in seinen Kaffee gießen.
"Für mich bitte nur ein Wasser", sagt Aleister.
Als jeder sein Getränk vor sich stehen hat, fängt Ingram an: "Nun, Sie sind ja alle angeworben worden, um konkrete Beweise dafür zu finden, dass Brady Whitcombe das Verbrechen nicht begangen hat, dessen er angeklagt ist. Ich glaube, dass er unschuldig ist, aber einige Indizien sprechen gegen ihn. Ich brauche einen stichhaltigen Beweis für Bradys Unschuld. Ich könnte Ihnen für Ihre Dienste 150$ zahlen."
O'Reilly prustet den Schluck aus seinem Flachmann quer über den ganzen Tisch. Auch Steve verzieht angewidert das Gesicht, als er einen Schluck von seinem Kaffee nimmt, da er ziemlich verwässert schmeckt.
Aleister hat derweil ein diabolisches Grinsen aufgesetzt und wirkt gerade wie ein Superschurke aus einem Krimi. Zwinkernd prostet er der Runde mit seinem Glas Wasser zu, das eine seltsam bräunliche Färbung angenommen hat.
Hat dieser Scharlatan es etwa irgendwie geschafft, den Whiskey aus Liams Flachmann mit dem Wasser aus seinem Glas auszutauschen?
Ingram fährt unterdessen unbeirrt fort: "Die Sache stellt sich wie folgt dar: Brady Whitcombe hat für Mr. Casey Grescht gearbeitet. Grescht ist der Inhaber eines kleinen Beerdigungsunternehmens gewesen, in dem Whitcombe die letzten 14 Monate gearbeitet hat, und zwar seit sein Bewährungshelfer ihm diese Anstellung verschafft hatte. Brady hat mehr als einmal gegenüber seinem Freund Frazier Higgs und seinem Bewährungshelfer Gregory Beilin zum Ausdruck gebracht, dass er Casey Grescht nicht ausstehen kann. Die Polizei meint, darin ein Mordmotiv zu erkennen, und meint, dass auch aufgrund seiner Vorstrafen nur Whitcombe als Mörder in Frage kommt. Außerdem hat Whitcombe kein Alibi für die Tatnacht. Detective Luther Harden geht davon aus, dass Brady gegen 02.00 bis 02.15 Uhr in das Leichenschauhaus eingedrungen ist, nach kurzem Kampf Grescht auf dem Präparierungstisch festgehalten hat und ihn dadurch umgebracht hat, dass er ihm die Flüssigkeit in den Körper injizierte, gegen die bei Leichen das Blut ausgetauscht wird, damit sie weniger schnell verwesen. Entweder wurde er dann gestört, oder er verließ einfach so gegen 02.45 Uhr bis 03.00 Uhr den Tatort. Da nichts mitgenommen wurde, scheidet Diebstahl als Motiv aus. Eine Sichtung der Unterlagen von Grescht hat ergeben, dass Whitcombe völlig unterbezahlt war, was die Polizei für Teil des Rachemotivs hält. Außerdem kannte Whitcombe die Räumlichkeiten genau. Er wusste auch, dass Grescht zu so später Stunde noch arbeiten würde, und wo er zu finden war. Er kannte auch den schnellsten Weg in das Gebäude. Noch am Vormittag wurde Whitcombe in seinem Appartement verhaftet.
Eine gerichtsmedizinische Untersuchung hat ergeben, dass Grescht wahrscheinlich noch am Leben war, als ihm die Flüssigkeit injiziert wurde. Nadeln wurden in seinen Hals und seinen Bauch gestochen, was für einen besonders grausamen und schmerzhaften Tod sorgte.
Die Sache kam ins Rollen, als dem Polizeibeamten Ronald Crayger am frühen Morgen bei seinem Streifengang das zerbrochene Fenster auffiel. Im Gebäude fand er den nassen, abstoßenden Leichnam von Grescht vor. Unter dem Druck der in dne Körper gepressten Flüssigkeit waren Teile des Gewebes aufgeplatzt, und alle anderen waren unförmig aufgebläht aufgrund der Flüssigkeit, die sich unter der Haut gesammelt hatte. Ein See von Blut und Einbalsamierungsflüssigkeit bedeckte den Boden.
Die Polizei hat nur einige Indizien finden können: Greschts und Whitcombes Fingerabdrücke waren zahlreich vorhanden, aber das war zu erwarten. Brady hat kein Alibi, das von irgendwem bestätigt werden könnte - nämlich dass er in der Nacht daheim im Bett lag. Die Dreckspuren, die der Täter im Bestattungsunternehmen hinterließ, könnten sowohl von Grescht wie auch Whitcombe stammen.
Der deutlichste Beweis, den die Polizei hat, ist eine Blutprobe vom Tatort. Das Blut ist Blutgruppe B, genau wie bei Brady, aber es gibt dabei eine Besonderheit, die diesen Beweis wieder in Zweifel zieht: Das Blut, das man an einem zerbrochenen Glas fand, hat einen ungewöhnlich hohen Anteil von Bilirubin. Der Bilirubingehalt der Blutprobe war 78,4% höher als der von Bradys Blut. Whitcombe zeigt auch keine Anzeichen von Gelbsucht und auch seine medizinische Untersuchung, welche im Lichte des Mordfalls veranlasst worden war, zeigte keine Leberfehlfunktion. Das spricht dafür, dass seine Bilirubin-Werte für ihn ganz normal sind.
Ich gehe davon aus, dass das Blut am Tatort nicht das von Whitcombe ist, sondern von dem wahren Täter, oder den Tätern, denn ich meine, dass es in der Tatnacht mehr als einen Angreifer gab. Casey Grescht war schließlich ein sehr großer Mann. Es war mehr als ein Angreifer nötig, um Grescht zu überwältigen, ihn auf den Tisch zu fesseln und die Nadeln in ihn zu stecken - und all das, während er bei Bewusstsein war.
Dies sind allerdings nur Spekulationen und bis auf die Sache mit dem Bilirubingehalt der inkriminierenden Blutprobe habe ich nichts in der Hand, was Whitcombe helfen könnte. Sollten auch Sie nichts finden können, müsste ich mich vor Gericht sehr ins Zeug legen, um Whitcombe herauszuhauen zu versuchen."
Einige der Gruppe haben sich während Ingrams Vortrag Notizen gemacht und fangen bereits im Kopf damit an, einen Plan über ihr Vorgehen zu erstellen.
Willfred ergreift überraschend als Erster das Wort: "Ich kenne diesen Frazier Higgs, den besagten Freund von Whitcombe. Er ist mein Arbeitskollege."
"Wir sollten uns auch mal den Tatort anschauen", führt Steve weiter aus.
"...und den Verdächtigen befragen", meint Liam.
"...und den Polizeibeamten kontaktieren, der die Leiche gefunden hat", beendet Aleister den Plan.
"Also mit Whitcombe habe ich sowieso morgen auf der Polizeiwache einen Termin. Und die Erlaubnis, sich am Tatort umzusehen, kann ich Ihnen ebenfalls beschaffen", sagt Ingram.
"Sehr gut, tun Sie das."
"Danke, meine Herren. Dann treffen wir uns morgen zur vereinbarten Zeit wieder auf dem Revier."
Der Information von Willfred folgend, beschließt die Gruppe zunächst, sich auf den Weg zum Taxistand zu machen, um sich über den Verbleib von Frazier Higgs zu erkundigen.
"Meine Herren, warten Sie bitte kurz", verabschiedet sich Willfred am Ziel und steigt aus. Er betritt das Taxiunternehmen, wo er bereits von der Sekretärin begrüßt wird.
"Ach, hallo Willfred", lächelt ihn die Dame freundlich an.
"Hallo. Sag mal, du weißt nicht zufällig, wo Higgs gerade rumfährt?"
"Higgs? Ähm, nein, tut mir leid. Hat der heute überhaupt Dienst?"
Verdammt. So weit hatte Willfred nicht gedacht.
"Ja, ich dachte eigentlich schon. Kannst du nicht mal bitte kurz in seinen Schichtplan schauen?"
Die Sekretärin überfliegt die Tabelle auf ihrem Schreibtisch. "Ja, tatsächlich. Merkwürdig, der ist heute noch nicht aufgetaucht."
"Oh je, sein Wagen ist nämlich nicht draußen."
"Im Ernst?"
"Ach, der treibt sich sicher wieder irgendwo rum, total besoffen von letzter Nacht. Du kennst ihn ja."
"Soll ich das melden?"
"Nein, alles gut. Aber sag mal, in welcher Straße wohnt Higgs nochmal? Ich würde schnell vorbeifahren und mich nach ihm erkundigen."
Verunsichert rutscht die Sekretärin auf ihrem Stuhl hin und her.
"Willfred, solche Daten darf ich doch nicht rausgeben."
"Ach komm schon", umgarnt Willfred die junge Frau und grinst sie verschmitzt an.
Etwas zögerlich meint diese: "Also gut, aber nur, weil du es bist, Willfred."
Schnell notiert sie einen Straßennamen auf einem Zettel und legt ihn auf den Tresen.
Willfred verabschiedet sich dankbar von der Sekretärin und kommt wieder beim Taxi an, wo er den Rest der Gruppe kurz über den neuen Stand informiert.
"Die Adresse ist nicht allzu weit entfernt. Kommt ihr mit?"
Alle sind einverstanden und steigen in Willfreds Taxi.

Sie erreichen einen heruntergekommenen Wohnblock in der 701 Noyes Street. Graf Wolgraf bindet Hans-Peter vor dem Haus an und redet ihm gut zu. Schnell klappern sie die Türschilder ab und finden schließlich die Tür mit der Aufschrift "Higgs". Niemand reagiert auf ihr Klopfen.
Steve wirft sich ungeduldig gegen die Tür. "Autsch!" Er scheint sich tatsächlich verletzt zu haben. Die Tür hat jedoch keinen Schaden genommen.
Nun holt Willfred einen Dietrich aus seiner Tasche und fummelt kurz am Schloss herum. Die Tür springt auf.
Jeder sieht ihn verdutzt an.
"Was denn? Nur falls ich mich mal aus dem Taxi aussperren sollte."
Die Gruppe betritt nun das 3-Zimmer-Appartement. "Frazier? Bist du da?"
Keine Reaktion. Dumpfe Stimmen aus anderen Appartements sind zu hören, aber Higgs scheint nicht zu Hause zu sein. Schnell durchsuchen sie die Zimmer ohne etwas Interessantes zu finden. Lediglich der Whiskey im Badschrank weckt des Grafen Aufmerksamkeit. Unbemerkt steckt er die Flasche ein. Die Gruppe teilt sich kurz auf, um die anderen Stockwerke auf Verdächtiges (z.B. der Name "Reaper" auf einem Türschild) zu untersuchen.
O'Reilly begibt sich ins oberste Stockwerk, immer auf der Suche nach italienisch klingenden Namen an den Türen. Frustriert darüber, dass er nichts finden kann, klopft er an der erstbesten Tür im 3. Stock.
Es dauert etwas, bis eine alte Frau die Tür langsam öffnet.
"Oh, bist du Tom?"
Aus Reflex antwortet Liam: "Ja, der bin ich."
"Moment, ich hab was für dich."
Liam wartet vor der Tür gewiss fünf Minuten auf die Rückkehr der alten Dame. Dann erscheint sie endlich wieder mit einem großen Glas voller Bonbons, das sie ihm unter die Nase hält.
Zögerlich nimmt sich Liam eins davon und steckt es sich in den Mund. "Danke."
Er merkt, dass die Bonbons schon sehr alt sind und bereits ein paar Fussel daran kleben.
Nach dieser Begegnung kehrt auch er wieder zur Gruppe zurück und sie begeben sich wieder nach draußen.
Willfred kommt eine Idee. "Ich weiß, wie wir Higgs finden. Ich werde einfach sein Taxi als gestohlen melden."
"Gut, wir wollten sowieso zur Polizei."
Dank Willfred, der Arkham wie seine Westentasche kennt, kommen sie recht zügig dort an.
Gleich nach Betreten der Wache bewegt sich Aleister schnellen Schrittes auf die Empfangsdame zu: "Wir würden gerne Detective Luther Harden sprechen."
"Sehr gerne. Einen Moment bitte."
Nach kurzer Wartezeit kommt ein Mann mit aufgeschwemmtem Gesicht und großem Schnauzbart um die Ecke.
Noch bevor er richtig bei der Gruppe angekommen ist, fängt Aleister an: "Sir, wieso ignorieren Sie einen ausschlaggebenden Beweis in einem Mordfall, der den Angeklagten eindeutig von seiner Schuld befreit?"
"Was reden Sie denn da? Ach, sind Sie diese privaten Ermittler, die Ingram beauftragt hat?"
Aleister fährt unbeirrt fort: "Die Tatsache, dass das Blut am Tatort einen 78,4% höheren Bilirubingehalt aufweist als das von Brady Whitcombe sollte Ihnen doch mehr als zu denken geben."
Ob es an der unverschämten Art von Aleister liegt oder dem Zeigefinger, den er die ganze Zeit über anklagend auf Detective Harden gerichtet hat, man kann es im Nachhinein nicht mehr sagen. Aber Harden ist nun mehr als verärgert: "Was erlauben Sie sich, Bürschchen? Ich habe in diesem Fall alle Ermittlungen geführt, die möglich waren. Sollten Sie etwas Neues zu dem Fall beizutragen haben, teilen Sie das Ingram mit. Guten Tag!" Erbost kehrt er um und verschwindet wieder hinter der nächsten Ecke.
"Na gut, können wir dann bitte mit Officer Ronald Crayger sprechen?" wendet sich Aleister irritiert wieder an die Empfangsdame.
"Sicher", meint diese und geht erneut den Gang entlang, nicht ohne der Gruppe einen abschätzigen Blick zuzuwerfen.
Wenig später kommt sie wieder in Begleitung eines stämmigen rothaarigen Mannes mit einem ruhigen, festen Blick und einem breiten Grinsen.
"Ah, der Herr scheint mir doch schon besser gelaunt zu sein. Hier nehmen Sie ein Plakat", fängt Aleister an. "Officer, Sie waren derjenige, der die Leiche am Tatort vorfand, nicht wahr? Fiel Ihnen dort nicht etwas Ungewöhnliches auf?"
Der Junge schien eindeutig zu viele Kriminalbücher gelesen zu haben, so theatralisch wie er seine Befragung durchführte.
Officer Crayger, der das Plakat ganz beiläufig auf einen Stapel identischer Poster legt, erwidert: "Ja, das war ich. Sie sind bestimmt die von Ingram angeheuerten Ermittler." Dann wiederholt er die Geschichte, wie der Einbruch entdeckt wurde und wie er den Leichnam des Bestattungsunternehmers gefunden hat. Er rief dann Unterstützung herbei, die aus Detective Harden, zwei weiteren Polizeibeamten und dem Arzt Dr. Ephraim Sprague bestand.
"Sprague? Können wir diesen Arzt vielleicht auch sprechen?"
Der Officer teilt ihnen die Adresse mit und verabschiedet sich dann auch wieder mit einem freundlichen Händedruck bei jedem.
Während die Gruppe sich nun über das weitere Vorgehen beratschlägt, tritt Willfred nochmal an die Sekretärin heran und sagt: "Entschuldigen Sie. Ich möchte noch gerne einen Wagen als gestohlen melden."
Sogleich wird er in einen Raum geführt, wo er von einem Officer empfangen wird, der seine Anzeige aufnimmt.
Stunden später kommt Willfred wieder aus dem Revier, völlig erschöpft von den x Formularen, die er ausfüllen musste. Die Gruppe empfängt ihn neugierig.
"Was hat denn da so lange gedauert? Wir wollten uns schon fast einen neuen Fahrer suchen."
"Fragt mich nicht. Ich hab keine Ahnung." Der sonst so ruhige Willfred scheint sichtlich aus der Fassung geraten zu sein und so steigen alle wieder ins Taxi ohne weitere Fragen zu stellen.
Der nächste Halt scheint nun beim Doktor zu sein, bei dem sie in kürzester Zeit ankommen.
Sie betreten die Tür mit der Aufschrift "Dr. Ephraim Sprague" und kommen in einen ruhigen Empfangsbereich. Hinter einer großen Theke sitzt eine junge Frau, wohl die Arzthelferin.
"Guten Tag, die Herren", begrüßt sie die Gruppe herzlich beim Betreten.
"Hallo, junge Dame, wir haben einen Termin beim Doktor", sagt Aleister gleich.
"Der Name bitte?"
"Der erstaunliche Aleister Sweetsin!"
"Hm, nein tut mir leid, auf meiner Liste sehe ich keinen mit diesem..."
Als sie wieder zu ihm aufsieht, schnippst Aleister einmal und er fängt an, ihr sehr tief in die Augen zu sehen. Mit diesem starren Blick spricht er die Worte: "Sehen Sie mir in die Augen, in meine Augen, sehen Sie mir tief in die Augen, nicht daran vorbei. 3, 2, 1.... Sie sind in Trance." Dies sagt er in einer Geschwindigkeit, dass er Teile der Sätze verschluckt. Eindringlich sieht er der Sekretärin weiter in die Augen. "Wir haben jetzt einen Termin bei Dr. Ephraim Sprague. 3, 2, 1.... Sie sind wieder hier."
"Ähh, ja, setzen Sie sich bitte dort ins Wartezimmer."
Aleister, der dies als Erfolg seiner Hypnose-Fertigkeiten verbucht, bewegt sich stolzen Schrittes aufs Wartezimmer zu, gefolgt von Willfred, Liam und Steve.
Graf Wolgraf allerdings bleibt am Tresen stehen und sieht der jungen Frau nun ebenfalls tief in die Augen. Allerdings nicht auf wahnsinnige Weise, sondern mit anderen, eindeutigen Absichten.
"Na, wie heißt du denn?"
"Ich bin Lucy. Hallo Cowboy", stellt sie sich vor, sichtlich beeindruckt von dem Auftreten des Grafen.
"Graf Wolgraf." Als er seinen Namen ausspricht, erbebt Lucys Körper. "Ich bin hier wegen einem geheimen Auftrag." Lucy erbebt erneut und stößt ein anerkennendes "Oooh" aus.
"Um 17 Uhr mach ich Schluss. Hast du nachher vielleicht Zeit?"
"Klar, wo soll's denn hingehen?"
"Ins Café gleich ums Eck? Da geh ich öfters hin."
"Gut, ich hol dich dann ab." Der charmante Cowboy dreht sich um und Lucy wirft ihm noch schmachtende Blicke hinterher.
Aleister, dem nun langweilig zu werden scheint, schleicht sich nun auch wieder an den Empfangstresen heran.
"Hier, nehmen Sie doch ein Plakat." Er zieht ein großes Stück Papier aus seinem Umhang und überreicht es Lucy bedeutungsschwanger. Der Zettel entpuppt sich als Werbeplakat für Aleister Sweetsins Zaubershow, die immer sonntags um 20 Uhr im Northside Park beim Independence Square stattzufinden scheint.
"Wow, Sie sind ein Zauberer?"
"Ja ganz richtig. Sehen Sie, die Magie ist schon etwas Komisches. Manchmal sieht man Dinge, die man nie für möglich gehalten hätte." Aleister fängt nun an, inhaltslose Phrasen wiederzugeben und beeindruckt Lucy gleichzeitig mit simplen Taschenspielertricks. Er lässt eine Münze hinter ihrem Ohr erscheinen, fährt mit der Handfläche einmal über den Gegenstand und er verschwindet, nur um ihn dann an anderer Stelle wieder auftauchen zu lassen. "Magie!" kommentiert er einige seiner billigen Tricks mit mysteriösem Unterton in der Stimme.
In diesem Moment öffnet sich eine Tür hinter dem Empfangstresen und ein Mann in weißem Kittel kommt heraus. "Lucy, suchen Sie mir doch bitte die Dokumente von..."
Aleister, Steve, Liam, Willfred und Wolgraf stürmen sofort auf ihn zu, vorbei an ihm und ins Arztzimmer.
"Treten Sie doch bitte ein", kommentiert der Doktor resigniert.
Steve ergreift nun das Wort: "Herr Doktor, Sie waren vor Ort, als die Leiche von Casey Grescht gefunden wurde?"
"Das ist richtig. Ich habe den Toten obduziert."
Auf Nachfrage erklärt er der Gruppe noch einmal genauer, was es mit dem Bilirubingehalt im Blut auf sich hatte.
"Bilirubin ist ein gelbes Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Bilirubin ist somit ein Abfallprodukt, das von der Leber abgebaut und schließlich mit der Galle über den Darm ausgeschieden wird. Aus dem Bilirubin gelöstes Eisen fügt sich in das Protein Transferrin ein und geht von dort aus in das Knochenmark. Im Knochenmark wird es für die Produktion von neuem Hämoglobin verwendet. Eine Fehlfunktion der Leber führt zu einem hohen Anteil von Bilirubin im Körper. Dies wiederum führt äußerlich zu einer Gelbsucht. Diese gelbliche Verfärbung der Haut ist bei Neugeborenen typisch, bei denen die Leber noch nicht voll entwickelt ist und nicht genug Bilirubin abbauen kann."
Mit diesen Informationen im Kopf geht die Gruppe nochmal alle bisher getroffenen Personen durch und überprüft sie im Geiste auf eine etwaige gelbliche Hautfarbe. Leider kommen sie jedoch zu dem Schluss, dass bisher kein Verdächtiger dabei war.
"Doktor, könnten Sie anhand einer Blutprobe feststellen, ob es sich um den wahren Täter mit entsprechendem Billirubingehalt im Blut handelt?" fragt Aleister nun.
"Ja, natürlich. Ich würde zwar einen Tag lang brauchen, um die Probe im Labor zu untersuchen, aber das wäre möglich."
Aleisters Plan war klar durchschaubar, zumindest dachte er das. Er würde einfach dem nächstbesten Verdächtigen mithilfe des klassischen Nageltricks Blut abzapfen und die Probe dann zum Doktor bringen. Ganz einfach, denkt sich Aleister noch. Nur müssten sie erst mal einen Verdächtigen finden, der einen gelben Hautton aufweist.
Als auch der Doktor keine neuen Informationen mehr preiszugeben hat, bricht die Gruppe auch wieder auf. Aleister drückt dem Doktor zum Abschied noch eines seiner Plakate in die Hand.
"O nein, bitte nicht. Ich habe schon gesehen, wie Sie die arme Lucy eingelullt haben."
So treffen sich schließlich alle wieder beim Taxi ein.
"Also wie sieht's aus, Männer? Der Plan?"
Man einigt sich darauf, dass man sich morgen früh wieder vorm Polizeirevier eintrifft, um die Verabredung mit Ingram und Whitcombe wahrzunehmen. Der Abend scheint also frei verfügbar zu sein.
"Hör mal, Willfred. Könntest du mich bitte zum nächsten Tattoostudio fahren?" fragt Steve.
Nicht allzu verwundert über dieses Ziel, da er schon wesentlich seltsamere Klienten hatte, nickt Willfred kurz und setzt sich ins Taxi, bereit loszufahren.
Aleister, in Ermangelung eines Vorhabens, sitzt bereits im Wagen und Graf Wolgraf bereitet sich auf das bevorstehende Date vor. Liam verschwindet heimlich, still und leise. Er will sich in den Untergrund begeben, herausfinden, ob in den Flüsterkneipen jemand was von dem Mord gehört hat. Dass es sich bei dem Iren um ein kriminelles Bandenmitglied handelt, muss die Gruppe nicht unbedingt wissen.
Willfred fährt derweil beim einzigen Tätowierer Arkhams vor. Ihm soll's recht sein, dass er diese Personen den ganzen Tag quer durch die Stadt fahren muss. Sein Taxometer läuft und am Ende wird abgerechnet.
Steve steigt aus, verabschiedet sich bis auf weiteres und betritt das Tattoostudio.

"Hey, wie wär's, wenn wir den Grafen bei seinem Date überraschen?"
Willfred hat sonst eher wenig Interesse an seinen Kunden, aber der seltsame Graf ist schon eine Erscheinung und so gibt er dem Vorschlag von Aleister relativ schnell nach.
Aleister wiederum schert sich eher darum, heute noch ein gutes Publikum zu bekommen und das von Lucy erwähnte Café scheint ein guter Ort dafür zu sein.

Um kurz vor 17 Uhr reitet Graf Wolgraf auf seinem geliebten Pferd beim Café vor. Lucy steht bereits vor dem Eingang.
"Hallo, Graf. Ich habe Sie bereits erwartet", lächelt sie.
Der Graf bindet sein Pferd vor dem Café an, flüstert ihm ein paar Worte zu und sagt: "Dann lass uns doch reingehen."
Schnell wird klar, dass es sich um ein gehobenes Etablissement handelt. Die beiden werden an einen Tisch geführt und die Speisekarten werden ihnen überreicht. Der Graf fällt mit seiner heruntergekommenen Garderobe mehr als auf, da sämtliche anderen Gäste eher vom Typ "Künstler" zu sein scheinen. Auch beim Blick auf die Preise wird dem Grafen klar, worauf er sich hier eingelassen hat.
"Äh, getrennte Rechnung?" fragt er Lucy unsicher.
"Aber Herr Graf..." kokettiert Lucy.
"War natürlich nur ein Scherz", erwidert Wolgraf. Um Geld braucht er sich ohnehin keine Sorgen zu machen, da er erst vor kurzem ein großes Erbe ausbezahlt bekommen hat.
So fliegt der Abend dahin und Lucy himmelt den Grafen mehr und mehr an. Als er ihr schließlich sogar anbietet, auf seinem Pferd zu reiten, ist sie ihm völlig verfallen.
Der Graf wiederum, dessen einzige Absicht war, mehr über den Fall aus Lucy herauszuquetschen, da er sie aus irgendeinem Grund verdächtigte, fragt sich währenddessen, wieso sein schmutziges Äußeres sie überhaupt nicht zu stören scheint.


"Aleister Sweetsin. Ich trete hier auf", begrüßt Aleister Sweetsin in Begleitung von Willfred Marsh den Platzanweiser im Café.
Irritiert holt dieser den Chef, der zwar nichts von einem Aleister Sweetsin weiß, aber das Angebot seines Auftritts dankend annimmt, da ihm soeben ein Showact abgesprungen ist.
"Ladies und Gentlemen, Mesdames et Messieurs, guten Abend. Ich bin der erstaunliche Aleister Sweetsin", kündigt sich Aleister auf der Bühne selbst an und genießt den verhaltenen Applaus des Publikums.
"Das ist der erstaunliche Aleister Sweetsin. Hast du schon von ihm gehört?" fragt Graf Wolgraf seine Begleitung.
"Aber ich habe ihn doch vorhin selbst kennen gelernt", antwortet Lucy. "Wusstest du, dass er heute hier auftritt?"
Aleister nimmt die Aufmerksamkeit aller Anwesenden sofort wieder für sich ein. "Ich darf Ihnen heute eine Show voller Magie präsentieren. Haben wir einen Freiwilligen?"
Der Graf meldet sich und tritt zur Bühne.
"Untersuchen Sie diesen Umhang!" Aleister hat seinen Umhang abgelegt und überreicht ihn nun dem Grafen. "Es ist ein ganz gewöhnlicher Umhang, nicht wahr?"
Als der Graf dies bestätigt, breitet Aleister den Umhang auf dem Boden der Bühne aus.
"Bitte legen Sie sich darauf."
Der Graf kommt dem nach. Lucy beobachtet die Szene begeistert.
Nun schließt Aleister die Augen und setzt ein konzentriertes Gesicht auf. Er fängt an, seine Hände in der Luft über dem Körper des Grafen wild herumzuwirbeln. Dann wendet er seine Handflächen, sodass sie Richtung Decke zeigen und langsam, ganz langsam fängt der Umhang mit dem Grafen darauf an zu schweben.
Ein Raunen geht durch den Saal.
"Magie!" schreit Aleister ekstatisch.
Anerkennender Beifall erfüllt den Raum und Aleister lässt den Grafen langsam wieder auf den Fußboden nieder. Wolgraf erhält ebenfalls Applaus vom Publikum und er setzt sich wieder neben Lucy, die nun völlig hin und weg von ihm ist.
"Für mein nächstes Kunststück brauche ich wieder etwas Hilfe. Sie kennen das Wunder vielleicht bereits von dem Meister Houdini persönlich. Gibt es einen Freiwilligen? Irgendjemand?"
Willfred, der eigentlich neben der Bühne abwarten wollte, betritt nun widerwillig die Stufen.
"Ah, mein Assistent, Willfred Marsh, Ladies und Gentlemen!"
Es gibt Beifall für den Taxifahrer, der die Rolle des Assistenten jedoch vehement abstreitet.
"Er wird mir nun diese Zwangsjacke anlegen."
Willfred zieht Aleister eine intakte Zwangsjacke an, wo auch immer er die her haben mochte.
"Und nun..." Dramatische Pause. "...werde ich mich daraus aus eigener Kraft befreien."
Gebannt beobachtet das Publikum, wie Aleister sich windet, bis er es tatsächlich schafft, die Jacke abzulegen.
Tosender Applaus bricht aus.
"Danke, danke, liebes Publikum. Das war der erstaunliche Aleister Sweetsin."
Ein Plakatregen ergießt sich über dem Publikum und Aleister verschwindet darin.


Steve sieht sich im Tattoostudio genauer um. Die seltsamen Symbole machen ihn neugierig und er meint, darin etwas zu erkennen, was er vor wenigen Monaten schon einmal gesehen hat.
"Wollen Sie Tattoo?" Die Stimme gehört einem kleinen asiatischen Mann, der nun hinter Steve auftaucht. "Ich sein Pin."
"Steve. Ich brauche unbedingt diese Formel als Tattoo. Am besten auf meinem Kopf." Steve überreicht dem Mann einen Zettel, auf dem er sich die Formel notiert hat, die beweist, dass alle Winkel 120 Grad haben.
"Dies sein sehl seltsame Zeichen", meint Pin.
"Mich interessiert nur, ob Sie das fehlerfrei tätowieren können. Es ist sehr wichtig!" teilt ihm Steve eindringlich mit.
Pin hält plötzlich eine Pfeife in der Hand - keine Ahnung, wo er die so schnell hergezogen hat - und zieht einmal lang daran.
"Pin kann machen. Kein Ploblem", sagt er grinsend.
So nimmt Steve Platz, lässt sich zuerst den Schädel kahl rasieren und Pin legt los.
Nach ein paar Stunden scheint er fertig zu sein und Steve begutachtet das Ergebnis im Spiegel.
Bei genauerer Betrachtung fällt ihm allerdings auf, dass die Formel nicht 100% identisch mit der auf dem Blatt Papier ist.
"Oh verdammt, ich sagte doch, es muss exakt so sein. Exakt! Verstehen Sie nicht, wie wichtig das ist?" brüllt Steve.
Pin scheint nicht aus der Fassung gebracht zu sein. Weiterhin gelassen sieht er sich den Zettel nochmal genauer an. Dann scheint sein Blick kurz etwas klarer zu werden.
"Ohhh, Pin haben sowas schon mal gesehen..."
Steve sieht ihn ungläubig an. Hatte er soeben jemanden getroffen, der die Wahrheit ebenfalls kennt?
"Pin besseln das aus. Nehmen Sie ein Zug von Pfeife."

Lucy hat derweil den Grafen zu sich nach Hause eingeladen. In ihrer Wohnung staunt er nicht schlecht, dass überall Handschellen und Lederknebel herumliegen. Es wird ein anstrengender Abend für den Grafen und um kurz nach Mitternacht verschwindet er lautlos aus Lucys Wohnung.
"Das war vielleicht ein wilder Ritt, Hans-Peter."
Das Pferd stellt die Ohren auf, fast könnte man meinen, es wäre eifersüchtig.

Steve weiß nicht mehr genau, wie lange er schon bei Pin ist. Es scheint sich ein Nebel über seine Augen gelegt zu haben und die Worte kommen ihm nur noch schwer aus dem Mund und ergeben kaum noch Sinn. Was ein paar Züge aus Pins Pfeife bewirken können.
Klar ist für Steve nur, dass Pin jemand ist, dem man vertrauen kann. Außerdem hat er ihm einen Schlafplatz für die Nacht angeboten.
Er hatte sogar kurz überlegt, ob er den Spielautomaten im Hinterzimmer des Tattoostudios, gleich neben dem Gästebett, benutzen sollte, sagte sich aber dann: "Diese Zeiten sind vorbei."
So legte sich Steve schlafen, nicht ohne Pin nochmal fest gedrückt zu haben. Er hatte einen neuen Freund gefunden.

Willfred und Aleister sammeln Liam sowie den Grafen am nächsten Morgen wieder ein und kehren zurück zum Tattoostudio. Dort finden sie einen völlig fertigen Steve vor, der offensichtlich von Drogen benebelt ist.
"Hey Leute, darf ich euch vorstellen? Das ist Pin! Er ist echt in Ordnung."
Zwar sind alle kurz verdutzt über Steves Zustand, aber ihnen läuft die Zeit davon und bisher hatten sie noch kaum etwas herausgefunden.
Mit vereinter Kraft schaffen sie Steve ins Taxi und begeben sich auf dem schnellsten Weg zum Polizeirevier.

Dort angekommen werden sie in einen kleinen Raum gebracht, in dem eine Trennscheibe aus Glas angebracht ist. Ingram erwartet sie dort bereits. Auf jeder Seite stehen ein Tisch und ein einzelner Stuhl. Im Glas ist eine mit einem Gitter versehene Aussparung, durch die Unterhaltungen möglich sind. Der Raum hat keine Fenster und zwei Türen, eine auf jeder Seite der Trennscheibe.
Nach kurzer Zeit öffnet ein Polizeibeamter die gegenüberliegende Tür und führt Whitcombe herein. Dieser trägt einfache Gefangenenkleidung und hat seine Hände vor dem Bauch in Handschellen. Sein Hemd ist halb aufgeknöpft, so dass man auf seiner Brut eine großflächige Tätowierung sehen kann, die eine geflügelte Schlange zeigt, die mit einem brennenden Vogel kämpft. Die Arme werden von Tätowierungen von Skorpionen, einem Totenschädel, einem Kreuz und einem Dolch geschmückt. Sein Haar wirkt ölig und ist kurz geschnitten. Das Gesicht ist knochig und hässlich, es wirkt urzeitlich bzw. affenartig. Seine grünen Augen haben etwas Hartes an sich, und sie huschen wieselflink von einem Besuch zum nächsten.
Aleister murmelt: "Klar ist der schuldig. Seht ihn euch doch an. Was verschwenden wir hier noch unsere Zeit?"
Nachdem Whitcombe auf dem Stuhl Platz genommen hat, sagt der Wachmann zu den Ermittlern: "Rufen Sie mich, wenn Sie Hilfe brauchen." Dann verlässt er den Raum.
Aleister ruft noch hinterher: "Äh, und wie heißen Sie?"
Ingram ignoriert diesen Zwischenruf und begrüßt Whitcombe. "Sehen Sie, hier sind die Ermittler, die sich darum kümmern werden, Beweise für Ihre Unschuld zu finden. Sie sind hier, um zu helfen. Bitte beantworten Sie doch all ihre Fragen, denn das wäre von immenser Hilfe."
Steve ergreift sofort das Wort: "Mensch, Brady, alter Kumpel. Was hast du denn angestellt?"
In Bradys Augen erkennt man zum ersten Mal so etwas wie Freude, als er seinen alten Saufkumpanen in Steve wiedererkennt. Dennoch wirft er, bevor er antwortet, Ingram einen kurzen unsicheren Blick zu. "Nichts hab ich getan. Seit über einem Jahr hab ich für dieses fette Schwein Grescht gearbeitet. Ich konnt ihn nie ausstehen. Aber ich schwör, ich hab nichts mit seinem Tod zu tun gehabt."
"Hast du dafür ein Alibi?"
Wieder der prüfende Blick zu Ingram.
Langsam wird die Gruppe stutzig. Steve kann nicht mehr an sich halten: "Wieso wirfst du ihm immer so einen komischen Blick zu?" Dann wendet er sich an Ingram: "Hören Sie, könnten Sie uns wohl kurz alleine lassen?"
Ingram sieht verdutzt von seinen Notizen auf. "Aber ich muss Protokoll führen, das ist sehr wichtig..."
"Protokoll? Sie meinen das, welches ich gerade in der Hand halte?" lacht Aleister triumphierend und hält plötzlich den Zettel mit Ingrams Aufzeichnungen in der Hand, während vor ihm nun eins von Aleisters Plakaten liegt.
"Aber wie...?"
"Wir übernehmen Ihr Protokoll. Bitte warten Sie doch draußen auf uns."
Mit diesen Worten wird Ingram mehr oder weniger hinausgeschoben und Aleister fängt an, sich gewissenhaft Notizen zu machen.
Steve richtet sich wieder an Brady: "Bitte red weiter, Kumpel."
"Also ich hab am Tag vor der Mordnacht bis 17.30 Uhr gearbeitet. Danach hab ich noch in einem Lebensmittelladen ein paar Sachen eingekauft und bin dann heimgegangen in meine Wohnung. Und da war ich dann auch die ganze Nacht über. Ich hab von dem Mord am nächsten Tag gehört, als die Polizei mich verhaftet hat. Ich hab gewusst, dass Grescht noch bis in die Nacht hinein arbeiten wollte, denn es standen mehrere Beerdigungen an, die vorbereitet werden mussten. Er hat mich nicht gefragt, ob ich ebenfalls länger bleibe und ich hab's auch sicher nicht angeboten. Der Fettsack hat schon kurz nachdem ich dort angefangen hab zu arbeiten, damit begonnen, an ein bis zwei Tagen die Woche bis tief in die Nacht zu arbeiten. Es ging immer um Arbeiten, von denen das Schwein behauptete, ich könne sie nicht machen, sie seien zu schwierig für mich und er müsse sich selbst drum kümmern."
"Kannst du dir nicht vorstellen, worum es sich dabei gehandelt haben könnte?"
"Ich hab keine Ahnung, Alter. Ist mir auch egal. Ich wollte diesen Job doch nie. Ich wollte Automechaniker werden. Ich musste ihn nur wegen meinem scheiß Bewährungshelfer annehmen."
Auch Steve wird nun lauter: "Verdammt, Brady, wir wollen dir doch helfen. Aber ich erkenn doch, dass du uns irgendwas verheimlichst." Er schlägt wütend gegen die Scheibe und Brady zuckt zusammen. "Wenn du ein Alibi hast, sag's uns, das könnte dich schließlich entlasten."
Brady schweigt kurz und sieht Steve fest an.
"Okay, also..." Brady beugt sich weit vor und flüstert nun schon fast. "Am Tag vor dem Mord hab ich heimlich ein Telefongespräch zwischen Grescht und jemandem, der sich Reaper nennt, mitgehört. Grescht sagte zu diesem etwas von Gift auf den Leichen, und dass ihre Zeit bald gekommen sei. Mehr hab ich nicht mitbekommen, aber ich hab mir schon damals so meine Gedanken gemacht. Ich hab überlegt, wie ich dieses Wissen gegen die Sau nutzen könnte. Ich bin dann jedenfalls an diesem Tag abends von der Arbeit heimgegangen, hab zufällig einen Freund, den alten Higgs, getroffen und wir haben dann gemeinsam überlegt, wie wir das Wissen über Grescht ausnutzen könnten. Uns fiel aber nix ein und wir sind dann nach Hause gegangen, jeder zu sich."
"Entschuldigung, Sir, aber Sie sind trotzdem immer noch Lebensmittel kaufen gegangen an besagtem Tag, oder?"
Alle Augen richten sich irritiert auf Aleister. "Ich will ja nur das Protokoll gewissenhaft führen."
Kopfschüttelnd wendet Steve sich wieder an Brady und scheint zu verzweifeln. "Das ist aber immer noch kein entlastendes Alibi. Was verschweigst du uns noch, Brady? Wie oft waren wir gemeinsam einen trinken? Ich erkenne, wenn du nervös bist. Du kannst leider sehr schlecht lügen."
Brady scheint kurz in Erinnerungen an frühere Gelage zu schwelgen und fasst sich schließlich ein Herz. Er rückt nun noch näher heran, sodass seine Nase fast die Scheibe berührt. "Nun, es war so. Frazier und ich sind in einer billigen Kneipe namens Joe's Grill in der Nähe des Flusses verabredet gewesen. Wir haben uns dort mehrere Drinks genehmigt, während wir über die Sache mit den vergifteten Leichen sprachen. Der Polizei hab ich davon nichts erzählt."
"Und wo ist Frazier jetzt?"
"Keine Ahnung", erwidert Brady.
"Wo finden wir diese Kneipe?"
"Joe's Grill liegt nahe am Fluss. Um eingelassen zu werden, muss man vier Mal klopfen und das Passwort "Sahara" sagen."
"Er sagt die Wahrheit", teilt Steve den anderen mit. "Keine Sorge, Brady, wir hauen dich da raus."
Ingram wird wieder ins Verhörzimmer gerufen und Aleister übergibt ihm das Protokoll, welches Ingram sofort überfliegt. Begeistert über die neuen Informationen verabschiedet er sich von dem Ermittler-Team und händigt ihnen die Erlaubnis zur Begehung des Tatorts aus. "Ich danke Ihnen. Mr. Whitcombe und ich werden jetzt noch die Verteidigungsstrategie genauer besprechen."
So stehen die fünf ungleichen Herren wieder alleine mitten im Polizeirevier. Willfred bittet den Zuständigen für Vermisstenanzeigen zu sich, nur um verwirrt festzustellen, dass er ja einen Diebstahl gemeldet hat. So kommt der nächste Zuständige angelaufen - derselbe Officer, der gestern seine Anzeige aufgenommen hat - und lässt sich über die aktuelle Lage aufklären.
"Ja, wir haben Frazier Higgs gefunden und ihn heute morgen verhört. Wir haben ihn aber wieder laufen lassen müssen. Wahrscheinlich ist er gerade zu Hause."
Die Gruppe lässt sich die Adresse geben und einer Eingebung folgend, erfragen sie auch gleich noch die Telefonnummer von Brady Bewährungshelfer.
Der Officer lässt die Sekretärin die Nummer notieren, doch bevor sie diese der Gruppe übergeben kann, hält ihr Aleister seine Spielkarten unter die Nase. "Ziehen Sie eine Karte."
"Äh, okay..." Vorsichtig zieht das Fräulein eine Karte.
"Schreiben Sie die Nummer da drauf." Die Sekretärin notiert die Nummer erneut, nur diesmal auf der Spielkarte. "Und nun..." Aleister hält eine Karte verdeckt vor sein Gesicht. "Ist das Ihre Karte?" Er dreht sie um, doch er hält eine völlig andere Karte in der Hand.
Leicht nervös versucht er, den missglückten Trick zu überspielen, scheint jedoch die Kontrolle über die Karten zu verlieren und der komplette Stapel fliegt ihm aus der Hand. Karten verteilen sich im ganzen Polizeirevier, mehr als ein normales Deck hergeben würde, und flattern krachend gegen die Türen.
Bevor die Gruppe in dem Chaos noch festgenommen wird, packen sie Aleister, dieser schnappt sich noch schnell die Karte der Sekretärin, und sie verlassen schnellstens das Revier.
Um einen weiteren Punkt auf ihrer Liste abzuhaken, begeben sie sich vor ihrem Aufbruch noch schnell zur nächsten Telefonzelle. Aleister wählt die Nummer der Karte.
"Beilin?"
"Der erstaunliche Aleister Sweetsin am Apparat. Hallo."
"Wie bitte?"
Routiniert wiederholt sich Aleister und fährt dann fort: "Sie sind der Bewährungshelfer von Mr. Whitcombe, geh ich recht in der Annahme? Wir ermitteln privat in dem Mordfall an Grescht. Was können Sie uns über Brady erzählen?"
"Ah, ja ja, ich weiß schon Bescheid. Also Whitcombe treffe ich regelmäßig seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis. Meiner Meinung nach ist er ein Musterbeispiel für eine erfolgreiche Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Ich hab ihm die Stelle im Bestattungsunternehmen besorgt, aber Casey Grescht hab ich nie persönlich kennengelernt. Tut mir leid."
"Kennen Sie einen Reaper?"
"Was? Hä? Nein, was meinen Sie?"
"Na gut, vergessen Sie das. Denken Sie, dass er's getan hat?"
"Brady? Nein, niemals. Ich weiß ja, dass er sehr aggressiv werden kann, aber ich glaube nicht, dass er jemanden umbringen könnte."
"Können wir nicht mal mit Ihnen persönlich sprechen?"
"Das wird schwierig. Ich habe mein Büro in Boston. Aber in den nächsten Tagen will ich Brady in Arkham besuchen und die aktuelle Lage besprechen."
Aleister verzichtet darauf, Beilin die Frage zu stellen, ob er einen gelblichen Hautton hat und legt nach einer Verabschiedung wieder auf.
Er teilt der Gruppe kurz mit, dass das Telefonat keine neuen Ergebnisse gebracht hat.

Das Morningside Funeral Parlour befindet sich in Arkham in der South Sentinel Street. Es handelt sich um ein grobschlächtig anmutendes Bauwerk mit zwei Stockwerken, das fast nur aus Beton und Eisen zu bestehen scheint. Das spitze Dach ist weit über die Seiten heruntergezogen und die Fenster sind mit Vorhängen zugehängt. Im Vorgarten auf dem Weg zur Haustür ist links eine Reihe von Grabsteinen aufgestellt, offenbar zu Werbezwecken. Rechterhand stehen ein Baum und ein wuchernder Busch.
Das Bestattungsunternehmen liegt verlassen da. An der Vorder- und Hintertür sind Schilder der Polizei angebracht, auf denen mitgeteilt wird, dass das Haus als Tatort beschlagnahmt wurde und Zutritt verboten ist. Beide Türen sind verschlossen und auch Willfreds Dietrich scheitert.
"Hier ist ein Fenster", ruft Aleister von der anderen Seite des Hauses. Die Gruppe versammelt sich um das zerbrochene Seitenfenster und Aleister schlängelt sich flink durch die Scherben ins Innere des Gebäudes. Von dort öffnet er seinen Kollegen die Vordertür.
Im Erdgeschoss befindet sich zunächst das Büro. Dort findet Willfred beim Durchsuchen der Unterlagen einige Zettel mit seltsamen Krakeleien darauf.
"Gib das mal her", ruft Aleister und reißt ihm das Papier aus der Hand. "Unnützes Gekritzel." Er wirft es auf den Boden.
Willfred ignoriert das, denn als er eben aus dem Fenster gesehen hat, ist ihm ein verbeulter dunkelgrauer Kombi aufgefallen, der soeben vorm Institut weggefahren ist.
Eine Tür im Büro führt weiter zu den zwei daneben gelegenen Leichenvorbereitungsräumen - dem Tatort.
Der Raum, in dem das Verbrechen geschah, ist mit Schränken, Chemikalien und weiterer Ausrüstung ausgestattet. Auf einem Stahltisch ist mit weißem Stoffband der Umriss des Toten abgeklebt. Es stinkt in diesem Raum entsetzlich nach Formaldehyd - unterlegt mit dem metallischen Geruch von Blut. Hier wurde Grescht ermordet. Auf dem Boden finden sich die eingetrockneten Überreste von Blut und Einbalsamierungsflüssigkeit. Liam entdeckt dort ein Stück Glas, halb so groß wie eine Untertasse, das mit getrocknetem Blut und Einbalsamierungsflüssigkeit bedeckt ist. An dem Glas kleben mehrere lange Haare, alle von braun-grüner Farbe. Dieses Beweisstück steckt er sofort ein.
Mehrere Schränke wurden umgeworfen und ihr Inhalt liegt verstreut herum. Ein Stuhl ist auf die Seite gefallen und Glasscherben von dem zerbrochenen Seitenfenster bedecken den Boden.
Neben dem Raum des Verbrechens befindet sich ein weiteres Zimmer, wo auffällt, dass bei einem Schrank eine Tür nicht verschlossen ist. Es gibt in diesem Raum keine Anzeichen, dass ein Kampf stattgefunden hat. Neugierig öffnet Willfred die Tür. "Leute, seht mal hierher."
Der Schrank ist bis obenhin voll mit Flaschen etikettierter Chemikalien. Hinten auf einem Regalbrett bemerkt Steve eine leere Stelle. Hier hätten vier Flaschen Platz gehabt. Dies kommt nun allen mehr als mysteriös vor. Wer hätte diese Flaschen stehlen können und warum? Und vor allem, was war darin?
Im Obergeschoss des Gebäudes befindet sich nur noch ein großer Raum, in dem eine Reihe von Särgen ausgestellt sind, außerdem gibt es ein kleines Badezimmer, einen Lagerraum sowie ein ungenutztes Büro.
Die kleine Kapelle im Erdgeschoss, die die Gruppe sich bis zuletzt aufgehoben hat, gibt leider auch nicht mehr preis.
Beim Verlassen des Bestattungsinstituts sieht sich Willfred die Grünflächen am Haus nochmal genauer an. Dabei entdeckt er an der 2,40 m hohen Steinmauer, die das Anwesen umgibt, etwas wie runde Spuren in der Erde. Bei näherer Untersuchung durch Graf Wolgraf ergibt sich, dass diese Abdrücke entfernt an Hufspuren erinnern.
Die Gruppe steht um die Spuren herum und versucht, die Hinweise zusammenzufügen, als es bei Aleister plötzlich Klick macht. Sein Gesicht scheint auseinanderzufallen und er wird kreidebleich.
Als er vor drei Jahren den Zirkus verlassen hatte, hatte er eigentlich die Hoffnung, dass ihn derartiges Ungetier nie mehr heimsuchen würde. Er hatte jedem erzählt, dass man ihm nichts mehr beibringen könnte, er wäre bereits ein großer Magier. Doch der Hauptgrund für seine plötzliche Flucht war ein ganz anderer. In jener Nacht hatte er beobachtet, wie Cecil Wrath, der Zirkusdirektor, zusammen mit ein paar seiner Kollegen eine Kreatur auf einen Tisch gebunden hatten, die entfernt an einen Hund erinnerte. Allerdings mit Klauen statt Pfoten und gummiartiger Haut, hufartigen Füßen und mit Grabesschimmel verkrustet. Cecil und seine Männer haben die Kreatur in dieser Nacht getötet, denn der Zirkusdirektor hat allem Übernatürlichen den Krieg erklärt aus Rache für den Tod seiner Familie. Für Aleister war dies allerdings zu viel und er wandte sich am nächsten Tag von der Zirkuswelt ab. Nun aber steht er hier und sieht die Hufspuren, dazu kommen noch die seltsamen Haare, die am Tatort gefunden wurden.
"Ghoule!" kommt es bibbernd aus seinem Mund.
Die verwirrten Blicke der Gruppe bringen ihn in Zugzwang. "Ich hatte gedacht, ich wäre dem entkommen, aber sie haben mich vom Zirkus bis hierher verfolgt. Wir haben es hier mit Ghoulen zu tun."
Leider scheint niemand Aleister ernst zu nehmen. Willfred glaubt nicht ans Übernatürliche, der Graf schweigt, Steve kann nach seinen Erlebnissen sowieso nichts mehr schocken ("Ach, Ghoule, das ist doch nur Kleinscheiß.") und in Liams Kopf spielt sich bei den Stichworten "Hunde" und "Zirkus" ein Film ab, in dem ein lustiger Hund im Tutu auf einem Einrad fährt und einen kleinen Schirm in der Hand hält.
Wie auch immer, die neuen Informationen müssen der Polizei mitgeteilt werden, soweit sind sich alle einig.
So begibt sich die Gruppe auf kürzestem Weg erneut zum Revier, wo sie den Detective über das Fehlen der vier Flaschen im Regal informieren.
Außerdem liefert Liam die Scherbe mit den Haaren und dem vertrockneten Blut daran bei Dr. Sprague ab mit der Bitte, die Probe auf den Billirubingehalt zu untersuchen.

Das Gebäude nahe am Fluss sieht von außen eher weniger nach einer Kneipe aus, als nach einem Gebraucht- und Altwarenladen.
"Es muss hier aber sein."
Unbeirrt betritt die Gruppe das Geschäft. Der Ladenbesitzer sieht kurz auf, nickt und wendet sich wieder seiner Theke zu. Im rückwärtigen Teil des Raumes ist eine Tür zu erkennen, die wohl den Eingang zur eigentlichen Bar darstellt.
"Hört mal, vielleicht ist es besser, wenn ich solange hier draußen warte. Ich seh mich etwas um im Geschäft...", gibt Willfred der Gruppe zu verstehen.
Sicher, die Tatsache, dass er seinen Arbeitskollegen des Diebstahls angezeigt hat und sie in dieser Kneipe mit dem verständlicherweise mies gelaunten Beschuldigten aufeinandertreffen könnten und das in Begleitung des Mannes, der ihm einen Haufen Ärger eingebrockt hat...
"Ja, warte besser hier."
Wie es ihnen von Brady erklärt worden ist, muss man vier Mal klopfen und das Passwort "Sahara" sagen, um eingelassen zu werden. Außerdem wird überraschenderweise ein Eintrittspreis von einem Dollar pro Person erhoben. Widerwillig holt jeder seine Geldtasche hervor, als der Graf nach vorn tritt und dem Türsteher einige Münzen in die Hand drückt.
"Den Rest kannst du behalten."
Wie reich war dieser mysteriöse Mann?
Jedoch stellt niemand diese Frage laut und die Investigatoren betreten die verräucherte Bude. In dem Speakeasy gibt es raue Holztische, raue Drinks und raue Kundschaft. Die Bar nimmt eine ganze Wandseite ein und dahinter stehen Regale mit Alkohol und Flaschen. Im Raum gibt es außerdem noch zwei Kartenspieltische, ein Rouletterad und ein Paar verschlissene Billardtische mit beschädigtem Filz.
Ein Dutzend Gäste, Männer wie Frauen, sitzen an den Spieltischen oder an der Bar, mehrere spielen Billard.
Alle, bis auf Aleister, gehen zur Bar und bestellen sich beim Barkeeper einen Drink. Manche der Gäste werfen ihnen interessierte Blicke zu, vor allem der junge Aleister erweckt einen merkwürdigen Eindruck bei den meisten, wirkt er doch zu gut gekleidet und zu wenig heruntergekommen für so eine Kneipe.
Derweil versucht Steve mit dem Barkeeper ins Gespräch zu kommen.
"Können Sie uns eventuell weiterhelfen? Wir suchen hier einen Frazier Higgs."
Sofort drehen sich ein halbes Dutzend Leute zu ihnen um und starren sie an. Gäbe es ein Klavier in dieser Bar, der Pianist hätte in dem Moment aufgehört zu spielen.
Der Bartender grummelt etwas in der Art "Haut bloß ab" und wendet sich von ihnen ab.
Aber Steve lässt nicht locker und fragt nochmal nach: "Ich habe Ihnen doch eine ganz einfache Frage gestellt."
Der Barkeeper dreht sich nun wieder um, packt sich Steve und hält ihm eine abgebrochene Flasche vor: "Ihr solltet hier wirklich besser verschwinden."
Seine plötzliche Aggressivität lässt die Gruppe kurz innehalten. Da erscheint plötzlich Aleister neben ihnen, der sich bisher nur die Zeit damit vertrieben hat, überall in der Kneipe seine Plakate zu verteilen.
"Woah woah woah, Gentlemen. Wir wollen die Sache doch nicht eskalieren lassen. Ich kann Sie doch sicher für etwas Magie begeistern", sagt er geheimnisvoll zum Barkeeper. Dieser sieht ihn verwirrt an, lässt Steve jedoch nicht los.
Aleister steigt nun unbeirrt auf einen der Tische, wobei er das Kartenspiel der dort sitzenden Gäste unterbricht.
"Ladies and Gentlemen. Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten? Ich vollführe nun den berühmt berüchtigten..." Er macht eine dramatische Pause. "...Nageltrick!"
Alle Augen sind nun auf ihn gerichtet und zufrieden steigt er wieder vom Tisch.
"Kommen Sie näher!"
Er zückt drei Pappbecher aus seinem Umhang und präsentiert sie der Menge. Dann nimmt er einen Nagel aus seiner Hosentasche und lässt ihn unter einem der Becher verschwinden.
"Ich brauche einen Freiwilligen!"
Niemand meldet sich.
"Bitte mischen Sie die Becher für mich durch", richtet er sich an den Mann, der ihm am nächsten steht. Skeptisch tut er, wie ihm geheißen und vertauscht die Becher ein paar Mal. Aleister dreht sich derweil weg.
Dann wendet er sich wieder den Bechern zu und setzt ein hoch konzentriertes Gesicht auf. Langsam lässt er seine Handfläche über den Bechern schweben, dann hält er inne und lässt seine Hand mit lautem Klatsch auf den mittleren Becher heruntersausen. Ein kurzes neugieriges Raunen geht durch die Menge, aber nichts war unter dem Becher.
Aleister lächelt hochmütig. Er bittet nun wieder den Mann, der ihm zuvor bereits assistiert hat: "Bitte mischen Sie nochmal!"
Als Aleister ihm den Rücken zukehrt, berührt der Mann kurz einen der Becher, lässt sie dann aber doch so wie sie sind stehen.
Aleister wendet sich wieder dem Publikum zu, führt seine künstlich in die Länge gezogene Show erneut auf und lässt seine Handfläche wieder über den zwei verbleibenden Bechern schweben.
Kurz erweckt es den Anschein, als hätte er sich für einen Becher entschieden, aber im letzten Moment lenkt er nochmal um und lässt seine Hand erneut schwungvoll niedersausen.


Ein lautes Raunen geht nun durch die Menge und der Barkeeper fängt an zu lachen. Aleister hat sich offenbar für den falschen Becher entschieden, denn an seiner Hand klebt nun Blut und mittendrin steckt - der Nagel!
Die Gäste stimmen nun ins Gelächter des Barkeepers ein und klatschen Beifall.
Aleister, der zwar nicht mit so einem Ausgang seines Tricks gerechnet hat, aber sich durch den Beifall dennoch bestätigt fühlt, lässt der Verwirrung in seinem Gesicht schnell wieder sein Show-Lächeln folgen.
"Danke, vielen Dank! Und das war er - der Nageltrick!"
Noch weinend vor Lachen lässt der Barkeeper Steve los und zeigt mit dem Finger auf einen Mann, der alleine in einer Ecke am Tisch sitzt. Scheinbar hat er sich nun endlich dazu entschlossen, ihnen den Aufenthaltsort von Frazier Higgs zu offenbaren. Die Gäste grölen noch ein paar Minuten so weiter, der Bartender gibt jedem der Gruppe einen Drink aus und langsam nehmen die Gäste wieder ihr Kartenspiel auf.
Der Tisch, an dem Higgs sitzt, ist mit leeren Biergläsern und Zigarettenstummeln übersät. Frazier ist ein Bär von einem Mann mit breiten Schultern und prankenartigen Händen. Sein rundes Gesicht läuft zu einem gespaltenen Kinn aus. Sein dichter Schnauzbart hängt ihm bis zum Kinn herab. Auf dem Kopf hat er einen wilden Haarschopf, zudem trägt er ein verdrecktes Hemd, zerrissene Arbeitshosen und Cowboystiefel. Auf seinem rechten Arm ist eine bedrohlich wirkende Schlangentätowierung auszumachen.
Steve übernimmt erneut den aktiven Part und geht direkt auf Higgs zu. Nach einer kurzen Vorstellung, nimmt er am Tisch Platz. Die übrigen der Gruppe setzen sich ebenfalls oder bleiben am Tisch stehen, was Frazier argwöhnisch beobachtet.
"Und das ist der aktuelle Stand. Jedenfalls wollen wir Brady raushauen, weil wir ihn für unschuldig halten", meint Steve.
Higgs hat sich alles angehört, nippt ab und an an seinem Bier, bleibt aber schweigsam. Außerdem scheint er recht mies gelaunt zu sein.
"Ich hab keinen Bock auf Gesellschaft. Hatte heut schon die Bullen am Hals, weil mich irgend ein Kollegenschwein beschuldigt hat, ich hätte den Dienstwagen geklaut!"
Betreten sehen sich alle untereinander an, was Higgs glücklicherweise nicht mitbekommt.
"Ja ja, ich kenn das. Diese Bullenschweine können einem das Leben zur Hölle machen", stimmt Steve nun in den Kanon mit ein und stoßt mit Higgs an.
Graf Wolgraf bestellt unterdessen nochmal eine Runde für den ganzen Tisch. Der Alkohol scheint Higgs mehr und mehr auftauen zu lassen und mit der Zeit fängt er an zu reden.
"Brady und ich ham hier in der Nacht vor dem Mord ein paar Bier getrunken. Er meinte, er hätte ein Gespräch von seinem Arbeitgeber belauscht, dem fetten Schwein. Danach hab ich mich noch so richtig besoffen, aber Brady ist gegangen und das war's."
"Das war's? Wohin ist Brady gegangen?"
"Nach Hause wahrscheinlich. Klar hatte er Grescht gehasst, aber ich glaub trotzdem nicht, dass er ihn umgebracht hat. Ich mein, er hätt ihn erpresst, das schon, aber nicht umgebracht."
"Erpresst?"
"Ja, wegen dem belauschten Gespräch. Grescht hat doch gesagt, er hätte irgendwelche Leichen mit Gift versetzt und da hat Brady überlegt, wie er ihn mit diesem Wissen erpressen könnte."
"Wann bist denn du dann nach Hause gegangen?"
Der Redefluss scheint nun langsam zu versiegen, denn Higgs fängt an zu stottern, was die Gruppe selbstverständlich neugieriger macht.
"Du kannst es uns doch erzählen. Wir sind ja keine Bullen."
"Naja, ich war gegen Morgen zu Hause."
"Uuund?"
"Ich war in Begleitung."
Wieder wechselt die Gruppe vielsagende Blicke.
Steve zwinkert ihm schelmisch zu.
"Sie hieß Lucy oder Penny oder so..."
"Lucy?" Graf Wolgraf wird nun hellhörig.
Schnell wird allerdings klar, dass die Gruppe hier fertig ist. Sie lauschen noch einer Weile den Ausführungen von Higgs über besagte Nacht und die Verbiegungskünste der ihn begleitenden Dame. Wolgraf versucht die ganze Zeit, herauszufinden, ob es sich um dieselbe Lucy handelt wie bei ihm. Irgendwann aber, es ist schon recht spät, verabschiedet sich die Gruppe von Higgs, bevor Steve wieder in ein ähnliches Delirium wie am Vorabend fallen kann.
Draußen sammeln sie den wartenden Willfred ein, klären ihn über den neuesten Stand auf und geschlossen steigen sie wieder ins Taxi.

Das Armenviertel Arkhams ist wie erwartet ziemlich heruntergekommen. Im Vergleich zu Higgs' Viertel wohnt Brady wirklich nochmal ein ganzes Stückchen elender. In dieser Gegend kann man sich nachts wohl nicht mehr so ganz sicher fühlen.
Es ist mittlerweile sehr dunkel geworden, als die Gruppe das alte Gebäude betritt und nach Whitcombes' Namen sucht.
Dessen winziges Appartement bietet lediglich Platz für ein Bett und einen Stuhl. Hier gibt es außer Staub und Schmutz tatsächlich nicht mehr zu sehen, also verlassen die Fünf enttäuscht das Gebäude. Genau wissen sie auch gar nicht, wonach sie eigentlich gesucht hätten.
Draußen angekommen sieht Graf Wolgraf gerade noch, wie zwei dunkle Gestalten Hans-Peter um die nächste Straßenecke führen wollen. Dieser wiehert und versucht verzweifelt sich zu wehren, doch die Entführer halten die Zügel nur noch fester.
"Halt! Stehen bleiben!"
Ertappt lassen die Banditen die Zügel los und versuchen zu fliehen.
Doch vergeblich, denn Graf Wolgraf versteht keinen Spaß, wenn es um sein geliebtes Pferd geht. Er zückt seinen Revolver - und schießt. Einer der Ganoven stürzt getroffen zu Boden. Sein rechtes Bein hat es komplett zerfetzt.
Währenddessen stürzt sich Liam auf den anderen Entführer und schlägt ihm mit seinem Eisenrohr ins Gesicht. Bewusstlos sackt dieser zusammen.
"Was soll das? Was macht ihr denn?" Willfred ist total entsetzt über die Brutalität, mit der seine Kollegen vorgegangen sind. Und jetzt gehen die ersten Lichter in den Wohnhäusern um sie herum an, wahrscheinlich alarmiert durch den Schuss.
Schnell flüchtet die Gruppe ins Taxi und Graf Wolgraf springt auf Hans-Peter, der sich bereits in Gang gesetzt hat, und reitet auf und davon.
"Na gut, wo sollen wir als nächstes hin? In die Kneipe, nicht wahr?"
"Auf keinen Fall. Ich fahr jetzt direkt zur Polizei", sagt Willfred noch völlig unter Schock.
Steve, Liam und Aleister sehen sich an. Für Steve war der Vorfall gerade eben nicht weiter schlimm, er hatte weitaus Schlimmeres erlebt. Außerdem war ja keiner gestorben. Aleister war auf seltsame Art fasziniert von der Schießerei und den Schreien der Entführer. Und Liam? "Ich hab ihn doch nur sanft mit meinem Rohr gestreichelt."
Aber Willfred lässt sich nichts einreden. Er ist ein gesetzestreuer Mann und fest entschlossen, die Straftat der Polizei zu melden. Wie von Sinnen brettert er über die Straßen Arkhams. "Ihr seid doch alle wahnsinnig."
Liam versucht es nun auf eine andere Tour: "Sieh mal, wir haben diese Kerle fertig gemacht und sind dann in dein Taxi gestiegen. Genau genommen fährst du jetzt also den Fluchtwagen."
Das scheint Willfred zu beschwichtigen, denn er sagt kein Wort mehr darüber und fährt mit der Zeit auch deutlich ruhiger.
Dennoch sieht man ihm den Groll immer noch an. Er hat lediglich eine introvertierte Art, damit umzugehen.
Entnervt setzt Willfred zuerst Steve bei Pin und dann Aleister bei seinem Anwesen ab. Widerwillig bietet er Liam an, dass er gerne bei ihm schlafen kann, was dieser dankend annimmt.
Mit der Ernüchterung, dass sie wieder nichts herausgefunden haben, was ihnen in dem Fall helfen könnte, betreten die beiden den Hausflur, als ihnen plötzlich der Vermieter entgegen kommt.
"Hallo Willfred. Das hat jemand für dich hinterlassen."
Er übergibt ihm einen verdreckten, verknickten Umschlag, dem ein feuchter Geruch fast wie nach Erde anhaftet.
Willfred bedankt sich und wünscht seinem Vermieter eine gute Nacht, bevor er und Liam die Wohnungstür hinter sich verschließen.
Ohne dem Umschlag zunächst große Beachtung zu schenken, schmeißt Willfred ihn immer noch aufgebracht aufs Bett und meint kurz angebunden: "Ich geh jetzt erst mal duschen."
Liam macht es sich derweil schon mal gemütlich und als Willfred wieder zurückkommt, scheint er sich wieder beruhigt zu haben.
Im Umschlag befindet sich ein dreckiges Stück Papier, auf das jemand mit unbeholfener Handschrift etwas geschrieben hat.
"Ich weiß was los ist und was ihr macht. Ich kann helfen. Fragt nicht, warum ich mich nicht schon vorher gemeldet habe. Ich will nur soviel sagen: Es ist nicht sicher für mich. Ich habe große Angst und befinde mich in großer Gefahr. Ich muss euch unbedingt sagen, was ich weiß, bevor mir etwas zustößt. Trefft mich morgen um zehn Uhr abends auf der Mülldeponie im abgezäunten Bereich. KEINE POLIZEI! Wenn ich richtig liege, kann man auf die sowieso nicht zählen. Und redet mit NIEMAND darüber! Die Schatten haben Augen und Ohren. Es tut mir leid, dass ich so geheimniskrämerisch bin, aber ich habe Angst. Bitte kommt."
Willfred und Liam werfen sich vielsagende Blicke zu. Morgen würden sie dem Rest der Gruppe den Brief zeigen und sich darüber beratschlagen. Aber für heute war das definitiv genug Aufregung.

Als Aleister am nächsten Morgen ins Esszimmer seiner Familie eintritt, sitzen seine Eltern noch beim Frühstück. Sein Vater versteckt sich hinter der Zeitung und seine Mutter lächelt ihn liebevoll an.
"Mutter, ich brauche ein neues Kartendeck und neue Plakate!"
"Aber ja, mein Schatz. Ich werde es in Auftrag geben."
Aleister nimmt Platz und isst schnell das Nötigste, bevor er schon wieder aufspringen will.
"Wo willst du denn hin?"
"Ich treff mich mit meinen Freunden."
"Oh wie schön."
Sein Vater scheint weniger amüsiert. "Triffst du dich wieder mit diesem Zirkusvolk?"
"Nein, wir haben einen Fall für die Polizei aufzuklären."
Mister Tillinghast nimmt nun tatsächlich die Zeitung runter und sieht Aleister direkt an.
"Mein Sohn? Hilft bei Polizeiarbeiten?"
Bevor sein Blick jedoch zu stolz wird, liest er wieder weiter in der Zeitung und sein Kopf verschwindet erneut dahinter.
"Oh wie schön, Aleister-Schatz", sagt seine Mutter hellauf begeistert. "Pass aber auf dich auf."
"Jaja, Mutter."
Mit diesen Worten verabschiedet sich Aleister nach draußen, wo ihn bereits Willfreds Taxi erwartet.
Es sitzen bereits alle im Wagen bzw. auf Hans-Peter, als sich Aleister zu ihnen gesellt. Willfred reicht einen verdreckten Zettel in der Gruppe herum.
"Das wurde mir gestern übergeben."
Es dauert etwas, bis jeder die krakelige Schrift entziffert hat, bevor sie darüber diskutieren, was sie als nächstes tun sollten.
"Es ist ja wohl klar, dass das eine Falle ist."
"Schon, aber wir sind bisher auch nicht wirklich weiter gekommen in diesem Fall."
So beschließen alle einstimmig, wenn auch teilweise widerwillig, sich um 10 Uhr abends zur Mülldeponie zu begeben.
"Schön und gut, aber was machen wir bis dahin?"
Steve schlägt vor: "Mag jemand gebratene Nudeln?"

Willfred parkt sein Taxi vor Pins Tattoo-Studio, doch bevor die Gruppe geschlossen eintreten kann, richtet sich Steve speziell an Aleister: "Könntest du kurz mit reinkommen?"
Verwirrt sehen sich Liam, Willfred und der Graf an. "Pin vertraut mir. Er ist mein Freund. Ich will ihn nicht mit so vielen Leuten überfallen."
Achselzuckend bleiben die drei vor dem Gebäude stehen, während Steve mit dem verwunderten Aleister Pins Studio betritt.
Pin steht bereits hinter der Theke und begrüßt sie freundlich mit zwei Schalen gebratenen Nudeln in der Hand.
Steve nimmt eine der Schalen dankend an. Er wollte Aleister schon seit dem Vorfall im Bestattungsinstitut hierher bringen. Dass Pin mehr wusste, als er zugab, war ihm schon beim ersten Aufeinandertreffen klar geworden und vielleicht war es keine schlechte Idee, ihm Aleister vorzustellen, der offenbar über die Ghoule Bescheid wusste, mit denen sie es hier zu tun hatten.
"Tag, Pin. Ich möchte dir Aleister vorstellen."
Steve gibt Aleister einen leichten Stoß in die Rippen. "Erzähl ihm von deiner Zeit beim Zirkus."
Nun versteht auch Aleister, worauf Steve hinaus will und richtet sich an den Pfeife rauchenden Geschäftsinhaber: "Ich weiß ja nicht, aber... Wissen Sie etwas über Ghoule?"
Pin stößt Rauch in Form von chinesischen Tierkreiszeichen aus und lässt sich Zeit mit der Antwort.
Dann lächelt er: "Nein."
Aleister blickt Steve verwirrt an, aber dieser hat denselben verwirrten Gesichtsausdruck.
"Pin, Mann, gib uns irgendwas. Kennst du einen Reaper?"
Dasselbe Szenario läuft ab und Pin erwidert wieder ruhig lächelnd: "Nein."
Ob sich Pin absichtlich dumm stellt oder der Inhalt seiner Pfeife sein Gedächtnis nur benebelt, hier kommen sie jedenfalls nicht weiter. Dankbar essen Aleister und Steve die gebratenen Nudeln auf und verabschieden sich von dem freundlich lächelnden Alten.

Ein Abstecher zu Dr. Sprague ergibt ein paar neue, wenn auch nutzlose Erkenntnisse.
"Die Haare stammen von einer Art Tier. Leider kann ich sie nicht näher zuordnen."
Aleister behält die Vermutung, dass die Haare wohl von Ghoulen stammen, lieber für sich. Nachdem er derart lächerlich gemacht wurde, hält er bei diesem Thema besser den Mund.
"Aber das Blut konnte ich im Labor besser untersuchen lassen. Es weist tatsächlich einen recht hohen Billirubingehalt auf."

An jenem Abend brechen sie Richtung Mülldeponie auf.
Die Fahrt dorthin verläuft ereignislos. Die Mülldeponie von Arkham liegt an einer unbefestigten Straße nördlich von Arkham, westlich von Meadow Hill. Dornengestrüpp, Gräser und Büsche weichen den tiefschwarzen Wäldern rund um die Deponie. Diese besteht aus zwei Teilen. Der erste ist eine riesige ausgehobene Grube, in welche der Hausmüll geworfen wird. Der Großteil dieser Grube wird von einem verschlammten Tümpel in Anspruch genommen. Der zweite Teil dient als Schrottplatz, hier findet man Möbel, Altmetall, Maschinenteile, Autoreifen etc. Dieser Bereich ist von einem 3m hohen Metallzaun umgeben und weist ein mit einer Kette verschlossenes Zufahrtstor auf.
Außen um den Zaun herum liegt Abfall und Sperrmüll verteilt. Die verrosteten Skelette einiger abgewrackter Autos stehen stumm da und scheinen wie große metallene Insekten auf sie zu warten.
Graf Wolgraf steigt von seinem Pferd, während der Rest aus Willfreds Taxi steigt. Nach einem kurzen Check der Lage beschließen sie, am Zaun entlangzugehen.
Nach 10 - 15 Minuten kommen sie zu einem zweiten, kleineren Tor, auf das eine unbefestigte Straße zuführt.
Willfred nimmt die Kette am Tor unter die Lupe und versucht sie aufzubrechen, was ihm nach ein paar wenigen Sekunden auch gelingt.
Im Inneren der Umzäunung finden sie sich inmitten von Sperrmüll und Schrott wieder. Es ist nun schon dunkel. Vergammelnde alte Reifen und verbogene Metallteile türmen sich wie stille Wächter in diesem Friedhof von Metall und Rost auf. In der Nähe des Zaunes sind drei große Hundehütten zu erkennen, allerdings sieht und hört man keinen Hund.
Ein wachsendes Gefühl des Unwohlseins beschleicht nun jeden von ihnen.
In der Nähe des Zentrums dieses Friedhofs von Metall und Holz tritt Liam plötzlich in eine klebrige Pfütze. Bei näherem Betrachten stellt sie sich als Blutpfütze heraus, gespeist von Blut, das unter einem Haufen Bretter hervorsickert.
Unvermittelt tritt in einer Entfernung von etwa 20 Metern nun eine einzelne Gestalt aus den Schatten. Mit einer irgendwie merkwürdig klingenden Stimme sagt die Gestalt: "Mein Name ist Magellan."
Er trägt einen verschimmelt aussehenden Trenchcoat, der mit Dutzenden kleiner weißer Streifen verziert ist. Sein Hemd, seine Hosen und seine Stiefel sind dreckverschmiert und scheinen nicht recht zu passen. Als Magellan auf die Gruppe zukommt, bemerken sie seinen ungewöhnlichen Gang, der mehr hüpfend als gehend erscheint. Der Gestalt geht der Gestank eines offenen Grabes voraus. Je näher er kommt, umso klarer wird, wobei es sich bei den weißen Streifen an seinem Mantel tatsächlich handelt: menschliche Fingerknochen.
Er ist mittlerweile so nah, dass man sein Gesicht erkennen kann. Wolfsartig, mit brutalen Reißzähnen und abgrundtiefen schwarzen Augen.
Als er schließlich die Gruppe erreicht, die starr vor Schreck ist, entringt sich seiner Kehle ein leises Knurren. Dieses Signal wird durch aufbrandenden Lärm beantwortet, der die Stille der Nacht durchfährt. Von allen Seiten strömen Gestalten heran, hinter ihrer Deckung hervor, wo sie sich im Schrott versteckt gehalten hatten. Mehrere von ihnen schneiden der Gruppe den Rückzugsweg ab, während sich der Rest in der Nähe von Magellan auf dem Schrott niederlässt oder sich hinter ihm versammelt. Einige sind in zerrissene Lumpen gekleidet, andere sind nackt. Auch wenn sie alle oberflächlich Magellan ähneln, sieht doch jeder etwas anders aus. Der Anblick dieser Versammlung von Ghoulen kostet die Gruppe einiges an Nerven.
Willfred, Aleister, Liam, Steve und der Graf bilden einen Kreis, sodass sie Rücken an Rücken stehen und so alles gut im Blick haben.
"Ich bin Magellan und habe euch eine Nachricht zukommen lassen."
"Ach, Sie waren das. In 'Schönschrift' hatten Sie wohl immer eine 6", erwidert Aleister ohne recht über die Konsequenzen seiner Beleidigung nachzudenken.
Die Ghoule werden sichtlich unruhig und winseln und knurren guttural durcheinander.
Magellan hält seine Ghoule zurück und fährt unbeirrt fort: "Wir haben euch in Joe's Grill gesehen." In diesem Moment tritt ein weiterer Ghoul aus dem Schatten, der ihnen tatsächlich etwas vertraut erscheint.
"Ich bin Gallows. Ich habe mitgehört, wie ihr euch über Whitcombe unterhalten habt."
Magellan richtet sich erneut an die Gruppe: "Was wisst ihr über Whitcombe und Grescht?"
Die Gruppe redet durcheinander, jeder versucht, die Ghoule über ihre aktuellen Ergebnisse aufzuklären. Wieso sollten sie ihnen etwas verschweigen? Sie sind umzingelt und werden bedroht.
Magellan wird sichtlich verärgert: "Es wurden schon zu viele Ghoule getötet und viele weitere liegen im Sterben. Die Leichen, von denen wir leben, wurden mit einem Gift versetzt, das einen sehr schmerzhaften Tod verursacht. Unsere Mekchapek leiden und sterben daran, sie werden immer schwächer, wenn die Chemikalie ihre jungen Körper zerfrisst. Manche trauen sich nichts mehr zu fressen aus Angst vor dem Gift und sind am Verhungern. Wir wissen, dass Grescht die Leichen vergiftet hat, aber warum?"
"Wir sind in diese Sache nur reingeraten, weil wir beweisen wollten, dass Whitcombe unschuldig ist."
"Das kann ich bestätigen", räumt Magellan ein. "Es waren meine Leute, die die Tat aus Rache begangen haben."
Mit dieser neuen Erkenntnis blicken sich die Investigatoren untereinander an.
"Habt ihr auch die Giftflaschen im Bestattungsinstitut gestohlen?"
Die Ghoule geraten sofort in Panik, jaulen und kratzen nervös mit ihren Krallen über verrostendes Metall. Einige nähern sich ihnen nun und ihr Knurren mischt sich in die allgemeinen Unmutsäußerungen.
"Seid still!" knurrt Magellan. Erneut hält er seine Ghoule zurück.
Zögernd gehorchen sie, aber beäugen die Charaktere hungrig. Sie scheinen aufgebracht und Magellan kann sie nur gerade so zurückhalten.
Der Anführer der Ghoule zeigt mit einem krallenbewehrten Finger auf die Gruppe und knurrt: "Entweder seid ihr mit uns oder gegen uns! Ich muss herausfinden, wer uns auslöschen will und ich werde mich dabei von nichts aufhalten lassen."
Einige der Ghoule machen Einwürfe: "Sie sind Fleisch. Sie sind gegen uns! Wir müssen sie töten, um uns zu schützen!"
Viele andere stimmen ihnen zu, während sie sich der Gruppe langsam nähern. Dieses Mal braucht Magellan noch länger, um sie zurückzuhalten.
Die Gruppe beratschlagt sich laut: "Es ist klar, dass Grescht einen oder mehrere Komplizen gehabt haben muss. Diese haben wahrscheinlich die vier Giftflaschen beiseite geschafft."
Während sie noch ihren Überlegungen nachgehen, bemerken sie, dass die Ghoule die Köpfe schieflegen und nach etwas zu horchen scheinen. Daher tun es ihnen die Fünf gleich und lauschen ebenfalls. Tatsächlich ist ein leises Zischen zu hören, das aus einer Gasse zwischen Schrottbergen hinter Magellan dringt. Die Ghoule werden ganz aufgeregt, jaulen und schnüffeln die Luft. Dann bemerken sie einen Gegenstand, der durch die Luft fliegt und dieser landet genau in ihrer Nähe am Fuß eines wahren Berges von Altmetall und Stahl. Die zischende Zündschnur verschwindet gerade Funken sprühend in der Stange Dynamit.
"In Deckung!"
Nun geht alles ganz schnell. Jeder versucht, dem Dynamit auszuweichen, was einem Großteil der Gruppe auch gelingt. Aleister schafft es nicht, rechtzeitig aus dem Explosionsradius herauszuspringen und verletzt sich leicht, als die Stange explodiert. Steve wird durch die Explosion ohnmächtig. Von dem Lichtblitz erblinden alle kurzzeitig und ihre Ohren sind wie in Watte gehüllt von dem Knall. Was nun keiner mehr sehen kann, aber zum baldigen Problem aller wird: Die Explosion wühlt sich in den Schrottberg hinein und schleudert Metallstücke in alle Richtungen. Verbogenes Metall saust durch die Luft und mehrere Schrottberge drohen zusammenzubrechen. Die herumfallenden Trümmerstücke richten bei einigen mehr in der Gruppe Schaden an, wenn auch nicht besonders viel.
Noch halb blind und verletzt kriechen die Investigatoren aufeinander zu, so gut
es geht. Sie sehen, wie sich der Mund des jeweils anderen bewegt, hören aber nur wenig. Was sie allerdings wahrnehmen ist, wie sich Magellan und sechs weitere Ghoule um sie herum einfinden und sie umzingeln. Diese kreischen so laut, dass sie selbst in ihrem tauben Zustand verstehen, was sie sagen.
"Das Fleisch da stirbt. Lass es uns erledigen." Die Ghoule deuten auf Aleister und die anderen Verletzten.
"Fresst mich nicht, nein. Lasst das doch sein!" bittet Aleister die Ghoule.
Einige der hundeartigen Monster stehen kurz davor, die Menschen zu töten, während andere sich durch den Schrott graben, um nach Vermissten zu suchen. Sie ziehen zerdrückte, zerfetzte Ghoulleichen unter den Trümmern hervor - und zum Entsetzen der Gruppe machen sich die "Retter" sofort über die Leichen her, reißen Haut und Fleisch in großen Portionen heraus und verzehren es. Mit ekelhaft nassem Geräusch fressen die Ghoule von den noch warmen Leibern ihrer Artgenossen. Der Anblick dieser kannibalistischen Mahlzeit ist zu viel für jeden normalen Menschen.
"Ihr habt uns verraten und versucht uns umzubringen."
"Wir hatten nichts mit der Sache zu tun!"
"Das war'n nicht wir, so glaubt es mir", fügt Aleister erneut in seltsam reimender Form hinzu.
Magellan hat Verbrennungen davongetragen und blutet.
"Ein letztes Mal also: Entweder ihr seid für oder gegen uns!"
Alle sind sich einig: "Wir sind natürlich auf eurer Seite!"
Die Ghoule winseln und knurren leise und einige verfluchen Magellan dafür, diese "Überweltler" in die Sache reinzuziehen. Sie starren alle Fünf hasserfüllt an.
"Gut. Findet heraus, was mit den Giftflaschen passiert ist, wer dafür verantwortlich ist und warum. Dies liegt auch in eurem Interesse, denn offenbar seid ihr auch zum Ziel geworden."
Immer noch nicht wieder ganz auf den Beinen, stehen die Investigatoren nun langsam und unter Schmerzen auf und wenden sich zum Gehen, natürlich nicht ohne den immer noch ohnmächtigen Steve hochzuhieven und ihn zu stützen.
Magellan hat ihnen noch eine letzte Information mit auf den Weg zu geben: "Hinter Joe's Grill gibt es eine alte Holzkiste. Dort könnt ihr uns Nachrichten hinterlassen."
Auf ein Zeichen von Magellan ziehen sich die Ghoule in die Dunkelheit der Nacht zurück. In ihren dunklen Augen funkelt nach wie vor die Bosheit. Der letzte Ghoul, der an den Fünf vorbeiläuft, hält an und fixiert sie. Er ist ein wahrer Berg von einem Ghoul, eine monströse Gestalt. Er zischt durch seine langen Fänge hindurch: "Ihr seid mein Fleisch. Ich werde euch im Auge behalten. Falls ihr uns verratet, werde ich es genießen, euch das Fleisch von den Knochen zu reißen. Und dann hänge ich mir eure Knochen an einer Schnur, die ich aus euren Därmen mache, um den Hals!"
"Komm jetzt, Khan!"
Mit einem lauernden, tierhaften Grinsen springt er sodann in die Dunkelheit davon.
Die Gruppe realisiert, dass sie jetzt zwar wissen, wer Casey Grescht umgebracht hat, aber dass sie immer noch keine neuen Beweise haben, die Whitcombe helfen.

Mehr oder weniger lädiert kehrt die Gruppe also zum Taxi zurück.
"Hans-Peter!" kommt es entsetzt aus Wolgrafs Mund.
Er hatte sein Pferd neben dem Taxi angebunden. Nun war es weg.
"Wir müssen ihn wiederfinden!"
Niemand scheint sich recht für die Idee zu begeistern.
Aleister meint trocken: "See you later, Hans-Peter!"
Erstaunlicherweise trägt er es so vor, dass es sich erneut reimt. Hat die Explosion möglicherweise ein paar Schrauben bei ihm gelockert?
"Die Explosion hat ihn vermutlich aufgeschreckt. Der kann nicht weit sein."
"Ja und genau deshalb sollten wir ihn jetzt suchen. Er ist meine Familie", gibt ihnen der Graf zu verstehen.
"Wir sollten Steve dringend ins Krankenhaus bringen", meint Willfred mit Blick auf Steve, den es wohl am übelsten von allen erwischt hat. Er hat eine schwere Wunde von der Explosion davon getragen und wacht zwar langsam wieder auf, wirkt aber leicht neben der Spur.
Alle sind sich einig, dass Steve wichtiger ist als Hans-Peter, deshalb setzt sich Willfred ins Taxi und einer nach dem anderen tut es ihm gleich, nicht ohne dem Grafen einen entschuldigenden Blick zuzuwerfen.
Empört quetscht sich Wolgraf auch noch ins Taxi und die Fünf fahren los.
Als sie schon fast wieder in Arkham angekommen sind, sehen sie am Straßenrand Hans-Peter stehen. Hocherfreut steigt Wolgraf aus und umarmt seinen treuen Hengst.
In Arkham angekommen fährt Willfred sofort ins nächste Krankenhaus und parkt sein Taxi vor der Notaufnahme.
"Hallo? Ist hier jemand?"
Sie betreten das Krankenhaus und stützen Steve, dem es mit der Zeit noch sichtlich schlechter geht. Endlich erscheint ein Pfleger und erkundigt sich nach dem Zustand von Steve.
Nachdem er sich kurz über den Unfallhergang informieren hat lassen, schnappt er sich einen Rollstuhl, hilft Steve hinein und fährt mit ihm davon.
"Wir holen dich hier morgen ab, Steve", schreit ihm Willfred noch hinterher.
Niemandem ist aufgefallen, dass der Pfleger kein Namensschild getragen hat.

Steve erwacht in einem dunklen Raum, durch den nur ein paar Sonnenstrahlen einfallen. Mit dröhnendem Kopfweh drückt er sich langsam vom Boden hoch.
Wo zur Hölle war er hier?
Er wird sofort hellwach und steht auf, um sich zurechtzufinden. Schließlich findet er ein mit Brettern vernageltes Fenster. Mit aller Gewalt schafft er es, die Bretter herunterzureißen und das Fenster einzuschlagen. Das helle Tageslicht blendet ihn.
Als er sich umsieht, wird klar, dass er die Nacht im Nebengebäude des Bestattungsinstituts verbracht hat. Wie ist er hierher gekommen?

Am Taxi von Willfred klebt ein Zettel. Er ist mit Dreck verschmiert und riecht nach feuchter Erde. Auch die Handschrift lässt darauf schließen, dass es sich um eine weitere Nachricht von Magellan handelt.
"Hab etwas Interessantes entdeckt. Kommt heute Nacht. Straße nach Clark's Corners, erstes Haus auf der rechten Seite nach dem Bach. KEINE POLIZEI! Wir haben Neuigkeiten. Kommt eine halbe Stunde vor Mitternacht. Khan."
Sofort steigt er ins Taxi, um den Rest der Gruppe abzuholen.

Als Aleister und Liam in seinem Taxi Platz genommen haben, steht der Graf bereits mit Hans-Peter bereit. Geschlossen fahren sie Richtung Krankenhaus.
Dort angekommen wirkt alles ganz anders als letzte Nacht. War es gestern noch keine Menschenseele außer ihnen, herrscht heute reger Trubel.
Willfred fragt die nächste Krankenschwester: "Entschuldigen Sie, wir wollen nach unserem Freund sehen. Wir haben ihn gestern hier eingeliefert. Er hatte schwere Verletzungen."
"Name?"
"Steve Harris jr."
Die Schwester wühlt in ihren Unterlagen.
"Hm, ich kann so einen Patienten hier nirgendwo finden."
"Aber wir haben ihn dem Pfleger übergeben, der hier letzte Nacht Dienst hatte."
"Wie hieß er denn?"
Damit ist die Gruppe überfragt.
Die Schwester wird langsam ungeduldig. "Haben Sie nicht sein Namensschild gelesen?"
Darauf hatte niemand von ihnen geachtet.
"Wer hatte denn letzte Nacht Schicht?"
"Also solche Informationen darf ich nicht..."
"Hören Sie, wir ermitteln im Auftrag der Polizei. Unser Freund wurde offenbar entführt."
"Sie sehen aber nicht aus wie Polizisten."
In Ermangelung anderer Beweise kramen die vier die Durchsuchungserlaubnis hervor, um bei der Schwester zumindest ein bisschen Vertrauen zu entwickeln.
"Naja, eigentlich kümmert es mich auch nicht weiter", erwidert sie und händigt ihnen ein Blatt Papier aus mit Namen der Pfleger, die die letzten Nächte Schicht hatten.
"Vielen Dank. Sie tun das Richtige."
Mit diesen Worten verlässt die Gruppe aufgeregt das Krankenhaus.
Draußen treffen sie auf niemand geringeren als - Steve.
"Steve, wo warst du? Wir hatten schon nach dir gesucht!"
"Ich glaube, ich bin entführt worden."
"Ja, aber du stehst dennoch hier."
Steve erzählt ihnen von seinem Morgen und Willfred nimmt dies zum Anlass, die Gruppe ebenfalls über etwas zu informieren, indem er ihnen den verdreckten Zettel zeigt.
Natürlich erinnern sie sich an Khan, den riesenhaften Ghoul, der sie bedroht hat.
Willfred informiert die anderen: "Die Straße nach Clark's Corners liegt an einem schon vor langer Zeit aufgegebenen bewaldeten Friedhof am Westrand der Stadt."
Sofortige Nervosität macht sich unter ihnen breit. Aber immerhin haben die Ghoule ihnen gestattet, den Schrottplatz lebend zu verlassen und wenn sie etwas entdeckt haben könnten, was Whitcombe hilft...
"Und wer hat jetzt Steve gekidnappt?"
"Ist es nicht so, dass der Täter immer wieder zum Tatort zurückkehrt? Wir gehen einfach zurück zum Bestattungsinstitut und legen uns dort auf die Lauer."
Dort angekommen präparieren sie zuerst - mit Hilfe von Aleisters Nägeln - das Fenster so, dass es aussieht, als wäre nie jemand ausgebrochen. Dann verteilen sie sich im Gebäude und legen sich auf die Lauer. Dort warten sie. Stunden vergehen. Nichts passiert.
Tatsächlich geht die Sonne schon unter und der Zeitpunkt des vereinbarten Treffens rückt immer näher. Die Gruppe beschließt, das Ganze abzubrechen und sich stattdessen zum Friedhof zu begeben, da noch ein ganzes Stück Fahrtzeit vor ihnen liegt.

An jenem Abend brechen Liam, Willfred, Steve und Aleister mit dem Taxi sowie Wolgraf mit Hans-Peter auf. Die alte Straße nach Clark's Corners ist heutzutage nur noch ein unbenutzter, überwucherter Feldweg.
Bei dem fraglichen Gebäude handelt es sich um ein zweigeschossiges kleines Haus, das ein gutes Stück von der Straße nach hinten versetzt liegt und im Dunkel der Nacht kaum auszumachen ist. Mehrere Fensterscheiben sind zerbrochen und im Garten wuchert hüfthohes Unkraut und Gebüsch. Es hat zu nieseln angefangen - und von Khan keine Spur.
"Wo ist er nur? Hallo? Hallo-ho!"
Niemand reagiert und man hört auch sonst keinen Laut aus dem Haus. Willfred geht langsam um die verlassene Ruine des Hauses herum und stößt auf der Rückseite auf eine Hintertür zur Küche.
"Leute, kommt mal her."
Als sich alle um ihn versammelt haben, steht die unausgesprochene Frage im Raum, ob sie eintreten oder es lieber lassen sollten.
Die Neugier obsiegt jedoch und sie betreten das Innere des Hauses. Gras wächst hier und da, zerbrochene Überreste von Möbeln liegen herum, sowie Putz, der von der Decke gefallen ist. Das rhythmische Geräusch von tropfendem Wasser aus einem benachbarten Raum ist zu hören.
Mit langsamem Schritt folgen sie dem Geräusch und spähen ins Speisezimmer.
"O mein Gott!"
In dem dunklen Zimmer hängt der kopflose blutverschmierte Leichnam des Ghouls Khan, der an seinen hufartigen Füßen kopfüber an dem Leuchter über dem Esstisch aufgehängt wurde. Von dem Kopf ist allerdings keine Spur zu finden. Auf dem Tisch unter der hängenden Leiche hat sich eine wahrer Blutsee ausgebreitet. Das erklärt das Tropfen. Der Torso des Ghouls ist von tiefen Klauenspuren überzogen. Aleister hat einen seltsam verstörten, jedoch faszinierten Blick aufgesetzt, während sich der Rest der Gruppe angewidert von der Szenerie abwendet.
Aleister bemerkt etwas wie ein gelbes Stück Papier, das der Ghoul in seiner Faust fest umklammert hält. Es lässt sich nicht entfernen, ohne dass man die knochigen Finger von Khan bricht. Dennoch greift Aleister beherzt danach.
Das Geräusch der krachenden Finger scheint ihm nichts auszumachen. Er faltet das Papier auseinander und es entpuppt sich als eine von einem Notizblock abgerissene Nachricht.
"Reaper, der Plan von G., die Ghoule zu beseitigen, wird jetzt umgesetzt. Sein Leichengift sollte die Population am Ende komplett beseitigen. Du kannst auch weiterhin Kontakt zu ihm über mich aufnehmen, in dem du Nachrichten im Büro im I.T. hinterlegst. Triff ihn auf KEINEN FALL selbst. Schon bald haben wir ihre Tunnel und Behausungen für unsere eigenen Zwecke zur Verfügung und dann wird das Kriechende Chaos unter den Füßen der Unwissenden umherziehen. Diese Idioten! Wir sind die wahren Herrscher von Arkham! Gelobt sei der Vater der einen Million Auserwählten! Sonneillon."
Als Aleister das letzte Wort laut vorgelesen hat, wird es plötzlich stockdunkel. Das Speisezimmer ist in tiefste Finsternis getaucht und jeder findet sich in absoluter Schwärze wieder.
Liam und der Graf wollen ihre Waffen ziehen, erinnern sich aber rechtzeitig daran, dass sie die Hand nicht vor Augen sehen können - und schon gar nicht, worauf sie eigentlich schießen.
Dann merken zuerst Willfred und Liam, dann der Graf und Steve sowie zuletzt Aleister, wie sich etwas sehr Großes und Kräftiges an ihnen vorbeidrängt und sie zu Boden stößt. Ein Wesen mit borstenartigen Haaren entreißt Aleister den Zettel und fügt ihm dabei eine Risswunde an der Hand zu.
Dann ist zerbrochenes Glas zu hören und die Dunkelheit weicht dem Mondlicht. Was auch immer sich gerade an ihnen vorbeigedrängt hat, ist nun durchs Fenster des Speisezimmers gebrochen und auf und davon geflogen. Sie sind wieder mit Khans Leiche allein.
"Was ist hier gerade passiert?"
"Keine Ahnung, aber es war schön", erwidert Steve in einem wahnhaften Tonfall.
"Es hat mir den Zettel aus der Hand gerissen."
"Kommt, lasst uns hier verschwinden. Aleister, ich hab einen Erste-Hilfe-Kasten im Taxi."
Angsterfüllt verlässt die Gruppe das Haus. Auf dem Weg zurück in die Stadt bemerken sie eine bucklige humanoide Gestalt zwischen den Bäumen am Straßenrand - ganz in der Nähe des alten bewaldeten Friedhofs. Es handelt sich um einen Ghoul und er hat gesehen, dass sie den Ort des Treffens mit Khan verlassen haben.
"Scheiße, scheiße, scheiße. Jetzt denken die doch, wir hätten Khan umgebracht."
"Sag mal, kannst du vielleicht das Licht ausmachen, Willfred?" fragt Steve auf der Fahrt.
"Ich versteh nicht ganz. Ich hab kein Licht für den Innenraum."
"Nein, nein, ich mein das Scheinwerferlicht."
Irritiert sieht Willfred zu Steve über die Schulter.
"Ich werd das Licht sicher nicht ausschalten, Steve."
"Ohh, schade."
"Wer ist Sonneillon? Und was könnte I.T. bedeuten?" lenkt Aleister das Thema wieder auf den Zettel.
Es entsteht ein wildes Rätselraten, aber niemandem fällt ein richtig konstruktiver Beitrag ein, weil keiner so recht schlau aus der Nachricht wurde.
Aleister schlägt vor, dass alle bei ihm übernachten können, damit sie sich das Ausmachen eines Treffpunkts sparen können. Dankbar nehmen alle an.

Als am nächsten Morgen alle in Aleisters riesigem Haus aufwachen, wird bereits das Frühstück serviert. Miss Sophie, die Bedienstete, hat jedem ein Bett gemacht und kümmert sich nun um das Essen.
Mister Tillinghast kommt nun langsam die Treppe herunter und ist entsetzt ob des Anblicks, der sich ihm bietet. Ein Haufen ungewaschener und teils wahnsinnig wirkender Leute hält sich gerade in seiner Eingangshalle auf.
"Aleister, was soll das?"
Aleister, der seinen Wahn zu Reimen mittlerweile wieder verloren zu haben scheint, klärt ihn auf: "Das sind meine Freunde, Vater. Wir mussten hier übernachten."
"Junge, das geht so nicht. Du kannst nicht einfach..."
"Tut mir leid, Vater. Kommt nicht wieder vor."
"Oh, Aleister, Schätzchen, was soll das?" Seine Mutter kommt nun auch die Treppe herunter.
"Mutter, du musst mir einen Gefallen tun. Falls ich sterben sollte, gib mein Tagebuch weiter an die öffentliche Bibliothek."
"Aleister, wovon redest du?"
"Bitte, Mutter, tust du es?"
Sichtlich verwirrt erwidert sie: "Aber ja. Du passt doch auf dich auf, oder?"
"Ja ja."
Mit diesen Worten ist Aleister zur Tür raus, gefolgt von den vier seltsamen Gestalten, die Mister und Misses Tillinghast noch einen höflichen Blick zuwerfen.

An diesem Tag steht einiges an Investigationsarbeit an. Die Fragen, wer Reaper und Sonneillon waren und wo sich I.T. befindet, bedarf es zu klären.
Ihre erste Anlaufstelle ist Pin. Aber außer gebratener Nudeln für alle und dem freundlichen Lächeln des alten Mannes gibt es leider hier erneut keine Infos für die Gruppe.
Die nächste Idee, sich Ingram anzuvertrauen, bedarf etwas Überzeugungsarbeit diverser Gruppenmitglieder, doch letztlich sind sich alle einig, dass sie Ingram vertrauen können.
Als sie vor dem Bürogebäude stehen, nehmen sie plötzlich eine ungute Aura wahr. Irgendwie jagt es ihnen eiskalte Schauer den Rücken runter und sie vernehmen ein leises Knurren.
Als sie sich umdrehen, steht Ingram vor ihnen.
"Ach, Mr. Ingram, wir dachten, Sie wären ein Ghoul."
Dieses Kommentar nicht weiter beachtend, bittet Ingram sie zu sich ins Büro. Scheinbar kommt er gerade vom Einkaufen zurück, hat er doch eine Papiertüte voller Kartons und Vorräte bei sich.
Leider können ihnen weder Ingram noch Brady, bei dem sie erneut ein Gespräch beantragen, weiterhelfen. Zumindest können sie bei der Gelegenheit Ingram über ihren aktuellen Wissensstand informieren.
Als sie sich zu Joe's Grill begeben wollen, schlägt ihnen plötzlich ein übler Gestank nach Grab entgegen. Sie sind sich nicht sicher, meinen aber, hinter einer Hecke irgendetwas wahrzunehmen.
Die Ghoule scheinen sie bereits zu verfolgen.
In dem Speakeasy angekommen, erkennen sie einen der Ghoule vom Müllplatz wieder. Schnell und unauffällig setzen sie sich um zu ihm.
"Du kennst uns doch noch, oder?"
Der Ghoul, der noch so menschlich aussieht, dass er am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann, blickt zu ihnen auf und erwidert: "Natürlich. Ihr habt uns verraten."
"Nein, haben wir nicht", erwidert Steve verwirrt. "Wir wurden in dem Haus am Friedhof überfallen. Khan war bereits tot."
"Unter uns heißt es, ihr hättet ihn getötet. Wir haben gesehen, wie ihr den Tatort verlassen habt. Wir waren schon hungrig nach eurem Blut auf dem Schrottplatz, aber inzwischen sind einige von uns nahe dran, an euch Rache zu nehmen."
"Aber wie sollen wir beweisen, dass wir nichts damit zu tun haben?"
"Magellan ist auf eurer Seite. Er glaubt euch, dass ihr nichts mit dem Gift zu tun habt. Allerdings ist er sich wegen der anderen Vorfälle nicht ganz sicher."
"Wir hätten uns mit der Explosion nie selbst in Gefahr gebracht, das ergibt doch gar keinen Sinn."
Der Ghoul sieht sie nur weiterhin an.
"In dem Haus, wo Khan... Er hielt einen Zettel umklammert, bevor wir angegriffen wurden."
Nun wird der Ghoul hellhörig. "Wo ist der Zettel?"
"Der wurde mir aus der Hand gerissen", erklärt Aleister. "Aber zuvor konnte ich ihn noch lesen und darin war die Rede von einem Reaper, einem Sonneillon und irgendwas mit I.T. Seitdem rätseln wir, was das bedeuten könnte."
Der Ghoul überlegt kurz. "Khan hat mir davon erzählt, dass er jemandem zu einem alten Theater gefolgt sei - das war am Tag seines Todes. Am selben Tag bat er dann mich, die Nachricht für euch zu verfassen."
Bei Willfred schrillen sofort die Alarmglocken. "Vielleicht steht das T. also für ein Theater. Wartet mal. Es gibt momentan nur zwei Theater in Arkham, die in Betrieb sind. Das Amherst und das Manley Theatre."
"Das würde aber nicht zum I von I.T. passen."
"Aber Moment noch", Willfred überlegt weiter. "Es gibt ein altes Theater, das schon seit Jahren geschlossen ist, das alte Imperial Theatre in der South Powder Mill Street."
"I.T.", sagen nun alle Anwesenden im Chor.

Das Imperial Theatre ist in Arkhams Stadtteil French Hill gelegen. In diesem vorwiegend von Einwanderern aus Irland bewohnten Stadtteil lehnen sich einige der ältesten Gebäude der Stadt in irrwitzigen Winkeln über schmale Straßen aufeinander zu. Bei dem Theater handelt es sich um ein dreigeschossiges Backsteingebäude, das vielleicht 50 Jahre alt ist. Ein Stück die Straße runter befindet sich ein Haus der YMCA und direkt gegenüber vom Theater auf der anderen Straßenseite mündet eine legendäre Gasse ein, die man als Orne's Gangway kennt.
Auf der Fahrt dorthin informiert sie Willfred über die Geschichte des Theaters: "Es wurde 1872 errichtet und diente ursprünglich für die Einwohner von French Hill als Vergnügungshalle. Es wurde auch von örtlichen Theatergruppen oder kleineren umherziehenden Schauspielergruppen als echte Bühne genommen, wenn man kein so großes Publikum wie im Manley Theatre erwartete. Als der Film seinen Siegeszug begann, baute man in das Theater eine Leinwand ein und bemühte sich um eine neue Ausrichtung als Lichtspielhaus. Obwohl das Imperial das einzige Lichtspielhaus südlich des Flusses war, zog es nicht so viele Besucher an wie das Manley oder das Amherst. Nachdem es im Vorführraum zu einem kleineren Brand gekommen war, der aber leicht wieder unter Kontrolle gebracht werden konnte und einigen schlecht besuchten Filmen, schloss das Imperial vor einigen Jahren seine Pforten."
Sie fahren nun beim Theater vor.
"Seitdem steht es kalt und verlassen da, wie ein Traum aus einer vergangenen Zeit", vollendet Aleister fasziniert Willfreds Ausführungen.
Das Imperial Theatre macht einen entsetzlich trostlosen, gespenstischen Eindruck. Die Schatten, die es wirft, wirken ein wenig dunkler als diejenigen der umstehenden Gebäude. Neben dem Haupteingang kann man an den Seiten noch zwei weitere Türen ausmachen. Eine der Türen steht einen Spalt offen, während die anderen Eingänge verschlossen sind.
Somit fällt die Wahl, wie sie ins Theater gelangen sollen, schnell auf die offene Tür.
Im Inneren springt die abgestandene, muffige Luft des alten Theaters die Gruppe förmlich an.
Zu ihrer linken befindet sich ein altes, leeres Büro und vor ihnen sind mehrere Türen zu erkennen. Liam und Wolgraf öffnen die nächsten beiden Türen. Hinter ihnen befinden sich die sanitären Anlagen. Die Waschbecken und die Toiletten sind mit einem grünen, schleimigen Pilz bewachsen, der auch die Wände in einer schmierigen Schicht bedeckt.
Steve öffnet nun die letzte der Türen. Hier finden sich nur noch einige von Schaben bevölkerte Kisten, eine kaputte Nähmaschine und zwei Schneiderpuppen.
Vor ihnen führt nun eine Treppe nach oben. Die Gruppe nickt sich zu und sie betreten die Stufen.
Erneut sind einige Türen vor ihnen zu erkennen. Neugierig ,was sich hinter diesen Räumen verbirgt, jedoch immer vorsichtig und auf der Hut, tritt die Gruppe voran.
Aleister nimmt sich den Raum zu seiner Rechten vor. In diesem Zimmer finden sich vergammelnde Möbel, dies und jenes und ein oder zwei Kisten mit alten Requisiten.
Ohne größere Untersuchungen des Raums begeben sie sich weiter in den nächsten. Hölzerne Arbeitstische säumen die Wände und anhand von Gestellen kann man noch erkennen, wo einst die Werkzeuge gelagert wurden. Der Raum ist aber ansonsten leer.
Es liegen nun noch zwei Türen vor ihnen. Einer der verbleibenden Räume entpuppt sich als leerer Lagerraum, in dem anderen wurden offenbar früher Texte und Szenen geprobt. Der einzige Einrichtungsgegenstand ist ein hässliches Sofa ohne Kissen. Eine Metallleiter ist an eine Wand angebracht; sie führt zu einer Falltür in der Decke und damit zu den Gerüsten über der Bühne.
"Ich steig da schnell mal hoch", meldet sich Aleister freiwillig.
Voller Neugier steigt er hoch, doch es ist so dunkel, dass er kaum die Hand vor Augen sehen kann. Es lässt sich lediglich ein Gerüst erahnen und ihm wird klar, dass es sich hierbei um die Bühnentechnik und Beleuchtung handeln muss. Schnell steigt er wieder nach unten.
"Da oben ist nur die Technik. Nichts Interessantes."
So steigen sie die Treppe wieder nach unten und gehen an den geöffneten Türen vorbei ums Eck, wo sich ein weiterer Gang voller Türen befindet.
Im hinteren Raum befindet sich ein Kleiderschrank, ein Spiegel, ein Schminktisch und ein Stuhl. Die gesamte Einrichtung ist stark vergammelt und morsch. Poster und Flugblätter hängen von den rissigen Wänden. Die Böden sind besudelt mit etwas, das getrocknetem Blut nicht unähnlich ist.
Der vordere Raum scheint eine Art Büro zu sein. Allerdings stehen nur noch ein zusammengebrochener Schreibtisch und ein Kleiderständer im Raum.
In der großen Schreibtischschublade findet Aleister vier Roben aus schwarzem Samt und mit schweren Kapuzen. Begeistert zieht er sich eine der Roben an und präsentiert sich stolz der Gruppe. Seine Augen leuchten. Diese Robe ist eines wahren Zauberers würdig.
Seine Begleiter scheinen zwar erst skeptisch, bedienen sich dann aber doch an den Umhängen und scheinen Gefallen daran zu finden.
Unter den Roben liegen mehrere noch ungebrauchte wuchtige Kerzen von einer abstoßenden, gelben Farbe.
Mit den Kerzen in der Hand und in die Roben gewandet, nähern sie sich nun langsam der Bühne, die hinter der nächsten Ecke liegt. Der undefinierbare Geruch wird immer stärker. Er scheint von unter der Bühne hervorzudringen.
Nach einer kurzen Diskussion, ob es klug ist oder nicht, sich jetzt in den Keller zu begeben, obsiegt erneut die Neugier aller und ehrfürchtig steigen sie langsam die Stufen hinab.
Der Gestank nach Verwesung, der hier herrscht, raubt einem förmlich den Atem. Dank des Kerzenlichts sehen sie nun auch deutlich mehr. Der Boden des Kellerraums ist mit seltsamen Zeichen und Kreisen bemalt, jedoch kann keiner von ihnen sagen, was das bedeuten soll.
In einer Ecke lässt sich im Kerzenschein eine runde Öffnung ausmachen. Offenbar ist sie die Quelle des grauenvollen Gestanks, der einem den Magen umdreht. Langsam nähern sie sich einer nach dem anderen, doch niemand kommt recht weit, denn tatsächlich müssen sich alle noch vor Erreichen des Lochs aufgrund des Gestanks übergeben. Selbst Graf Wolgraf, der sich für besonders hart im Nehmen hält, geht zwar mit unbeeindrucktem Gesichtsausdruck auf die Öffnung zu, doch erbricht sich noch während er geht. Da er dabei die ganze Zeit aufrecht steht, bekommen seine Klamotten ordentlich etwas davon ab.
"Wir sollten vielleicht ganz schnell hier verschwinden", schlägt er schließlich vor.
Alle stimmen ihm zu und schnell laufen sie wieder die Treppe hinauf.
"Was war das in dem Loch?"
"Keine Ahnung, hast du's gesehen?"
"Am besten wär's wohl, wenn wir die Polizei verständigen!"
"Guter Plan!"
Sie laufen schnell die Treppe hinauf, doch bevor sie die oberste Stufe erreichen können, kracht ein Gerüst auf sie nieder. Nur mit sehr viel Glück trägt niemand einen Schaden davon.
"Aleister, hast du nicht gesagt, da oben bei der Technik war niemand?"
"Es war zu dunkel, um etwas zu sehen", verteidigt sich dieser.
Schnell stehen sie wieder auf und wollen Richtung Parkett und von dort aus zum Ausgang laufen. Sie eilen gerade um die Ecke Richtung Zuschauerbereich, als sie im Gang vor ihnen eine dunkle Gestalt erkennen.
Es ist ein geflügeltes Wesen, das einem Drachen ähnelt oder doch eher einer Wespe? Es hat scharfe Klauen und schwarzes, borstiges Fell. Jedem jagt es einen eiskalten Schauer den Rücken hinunter und die Erkenntnis macht sich unter ihnen breit, dass es eben jenes borstige Fell war, das sie in dem Haus am Friedhof gestreift hat. Liam bleibt wie erstarrt stehen und blickt die Decke an. Aleister erblindet beim Anblick dieser Kreatur kurzzeitig. Und Steve überfällt eine altbekannte Raserei. Er befindet sich mental wieder inmitten der Diener Glaakis und hält sich für den Todesengel.
Das Wesen schwebt nun auf sie zu. Graf Wolgraf zielt mit seiner Waffe und schießt. Er feuert so viele Schüsse ab wie möglich, bevor er nachladen muss. Liam blickt unterdessen weiterhin die Decke an, unfähig einen Laut von sich zu geben. Er kann dennoch erkennen, dass sich im Technikbereich über der Bühne etwas zu bewegen scheint.
Aleister stolpert derweil herum. "Ich kann nichts sehen. Wo bin ich?"
Er stürzt und fällt die Kellertreppe hinunter.
Willfred versucht bereits sich zu verstecken. Geistesgegenwärtig springt er die Bühne hinunter in den Publikumsbereich, als ihn ein Wurfmesser trifft.
Er versucht, die Richtung auszumachen, aus der das Messer kam und erblickt dabei ein weiteres Wesen mit Flügeln direkt vor ihm auf einem der Zuschauersitze. Ein paar Meter neben ihm sieht er nun auch den Mann, der ihn mit dem Messer beworfen hat. Willfred richtet nun auch zum ersten Mal seine Waffe auf jemanden.
Währenddessen kommt das Wesen immer näher auf den Grafen zu, der gerade nachladen will. Nun übernimmt aber Steve und zerlegt das Ungetüm mit bloßen Händen, zerfetzt es regelrecht in der Luft. Er stört sich nicht einmal an der gallertartigen, stinkenden Flüssigkeit, in die sich die Kreatur bei ihrem Ableben auflöst. Da er sich in einem wahnhaften Zustand befindet, nimmt er auch keine Rücksicht auf Freund oder Feind und verletzt in seinem Blutrausch auch den Grafen.
Der dunkel gewandete Mann, der Willfred mit einem Messer beworfen hat, scheint mitbekommen zu haben, dass eines der Kreaturen tot ist, denn er gibt dem geflügelten Wesen auf dem Zuschauersitz nun ein Zeichen. Dieses fliegt Steve und dem Grafen nun entgegen.
Der Graf, der mittlerweile nachgeladen hat, zielt auf das Getier und schießt ein letztes Mal, doch die Kreatur hat ihn bereits erreicht und verwundet ihn tödlich mit einer seiner Klauen.
Wolgraf stürzt zu Boden, doch Steve kämpft unbeirrt weiter.
Willfred versucht erneut, den Beschwörer des Wesens zu treffen, doch er sieht nur noch verschwommen und zielt daneben.
Steve, der mit einem Ungeheuer dieser Statur alleine fertig zu werden scheint, prügelt und schlägt auf den Körper des Monsters ein. Blut spritzt, Federn fliegen, irgendwann schlägt Steve nur noch auf eine rot pulsierende Masse ein. In diesem Moment kehrt er wieder in die Realität zurück, er hört auf den toten Körper zu bearbeiten und wird sich der Situation wieder bewusst.
In kürzester Zeit checkt er die Lage und sieht Willfred, der verzweifelt versucht, auf eine Gestalt zu zielen, die gerade die Flucht ergreifen will. Im letzten Moment schafft er es noch, ihm ins Bein zu schießen, sodass er ins Straucheln gerät.
Steve eilt ihm zu Hilfe und mit einem gezielten Schlag setzt er den Mann außer Gefecht.
Aleister hat es derweil geschafft, wieder aus dem Keller nach oben zu kriechen. Sein Augenlicht ist ebenfalls wieder zurückgekehrt. Vor ihm sieht er nun den Körper des Grafen liegen und dieser stößt gerade seinen letzten Atemzug aus: "Mein Leben..." kann Wolgraf noch sagen, aber Aleister kann nicht genau verstehen, was das bedeutet, da er die Worte in einer für ihn fremden Sprache spricht. So stirbt der geheimnisvolle Graf schließlich seinen Heldentod.
Liam hat ebenfalls seine Starre überwunden und schreit Steve sofort zu: "Da oben! Ich hab da oben jemanden gesehen!" Er deutet auf den Technikbereich oben, von wo auch das Gerüst auf sie herabgestürzt ist.
In diesem Moment läuft jedoch bereits ein Mann an ihnen vorbei und will Richtung Ausgang flüchten. Steve hält ihn auf, indem er ihn im Laufen umwirft und grob zu Boden drückt. Nun holt Liam sein Rohr hervor und kommt auf den Mann zu.
"Für Wolgraf", sagt er und schlägt den Kopf des Mannes zu Brei. Aleister beobachtet das Szenario fasziniert und ist glücklich darüber, dass er nun endlich wieder sehen kann. Nur dabei zuzuhören, wie Körper zermatscht werden, es aber nicht sehen zu können, hatte ihn wahnsinnig gemacht. Selbst der Anblick der Leiche von Wolgraf begeisterte ihn auf morbide Weise. Er hatte gesehen, wie ein Leben erlischt.
Viel Zeit bleibt nicht, um um den Grafen zu trauern, denn kurz darauf wird die Eingangstür aufgebrochen und Magellan mit seinen Ghoulen betritt die Halle. Viele Ghoule starren und zischen in ihre Richtung, denn offenbar glauben sie noch immer, dass sie irgendwie mit der ganzen Sache zu tun hatten und empfinden noch immer starken Hass.
"Ihr habt dabei geholfen, zu beweisen, dass mein Volk genauso ein Existenzrecht besitzt wie ihr. Dennoch, unser Bündnis endet hier."
Einige der Ghoule fallen über die Leichen der Beschwörer her, was Liam nun gar nicht mehr verkraften kann. Der Anblick kostet ihn beinah den letzten Nerv.
Magellan springt in die regnerische Nacht davon und seine Leute folgen ihm, jedoch nicht ohne ihnen vorher klar zu machen, dass sie sterben müssen, wenn sie jemals etwas gegen die Ghoule in Arkham unternehmen.

Die Vier verlassen blutbesudelt das alte Theater. Hans-Peter steht traurig scharrend vor dem Gebäude, als wüsste er, was mit seinem Freund geschehen ist.
"Komm, Hans-Peter", murmelt ihm Aleister zu, bindet ihn los und streichelt ihm beruhigend über den Kopf. "Bei mir zu Hause ist viel Platz."

Die Polizei hat noch einige Fragen an die Vier, aber Brady ist fürs Erste freigesprochen. Das Haar aus dem Bestattungsunternehmen, die Abweichung bei den Blutproben und der Diebstahl des Gifts, das man schließlich im Theater gefunden hat, haben dazu beigetragen, Zweifel an seiner Schuld zu schüren und ihn laufen zu lassen.
Detective Harden findet die Überreste der geflügelten Wesen verdächtig, Gerede von Ghoulen noch viel mehr und besonders stört ihn, dass man ihn aus dem Bett zerrt, um zu einem verlassenen Theater zu kommen.
Er schnauzt die Gruppe lautstark an, aber nur, bis er den Opferschacht zu Gesicht bekommt. Darin waren wohl einige Leichen, unter anderem von Kindern, zu finden. Er murmelt dann nur noch etwas davon, dass diese Entdeckung eine Menge Fälle zu klären hilft und ergänzt, dass er froh ist, dass er die Leichen nicht selber hochholen muss.



Leider haben wir nichts über den Hexenzirkel herausgefunden und die beiden Männer im Theater haben wir einfach ohne Konversation getötet. Ansonsten hätten wir z. B. noch erfahren, dass Sonneillon einer der Männer war. So blieb am Ende noch vieles offen und unsere Gruppe ist nicht sehr viel schlauer geworden. Ansonsten hielten wir dieses Abenteuer aber für durchaus gelungen. Unsere Charaktere konnten sich gut entfalten und wir hatten desöfteren Würfelglück. 
So war beispielsweise jeder froh, dass Steve auf dem Schrottplatz "nur" ohnmächtig geworden und nicht in Raserei verfallen ist. Der Spielleiter hatte nämlich Angst, dass es für unsere Gruppe möglicherweise hier schon zu Ende sein könnte, sollte der geistig doch schon sehr instabile Steve falsch würfeln. Ohne Rücksicht auf Verluste hätte er wahrscheinlich alles und jeden gemetzelt. Dass das Gerüst am Ende niemanden verletzt hat, war ebenfalls dem Würfelglück aller Spieler zu verdanken. 
Aus Pin hätte sich noch einiges mehr herauskitzeln lassen, nur leider hatte hier der Spielleiter, der ja diesen Charakter übernahm, dermaßen schlecht gewürfelt, dass der arme Pin sich einfach nie an etwas Relevantes erinnern konnte.

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