11. Filmdinner | Rurouni Kenshin

"Das 11. Filmdinner" 

oder

"Rurouni Kenshin - Das epische Meisterwerk, das jeder Kinofilm gerne wäre"


Wir müssen schon zugeben, es war vielleicht einfach etwas zu viel, was wir unseren Gästen da zugemutet hatten. Bei der Masse an Produktionen, die jährlich ins Kino schwappen und ganz zu schweigen von der Reizüberflutung, ausgelöst von Netflix & Co., erkennt der durchschnittliche Zuschauer vielleicht gar nicht mehr die Vollkommenheit eines wahren Meisterwerks, wenn er es sieht? Woran erkennt man überhaupt einen wirklich großartigen Film?


Welche Filme wurden gezeigt?

Wir hatten es schon länger vor und haben es im November endlich thematisiert: Rurouni Kenshin!
Die auf einem Manga basierende Trilogie stellt für uns ganz großes Kino dar. Wer epische, genial choreographierte Kämpfe, liebenswürdige und megacoole Charaktere sowie spannende Handlungsstränge mit historischem Background liebt, aber dennoch nicht auf die richtige Dosis Humor und Gefühl verzichten möchte (dafür aber auf Hollywood-Kitsch!), dem kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch! Das ist er. Der Film, auf den du so lange gewartet hast. Bitteschön! Einen durchdringenden Soundtrack gibt's gratis dazu. 
Alle Teile zusammen dauern übrigens 6 Stunden 46 Minuten.
Kenshins Nr. 1-Zitat aus dem Film




Amuse-Gueule

Botamochi/Ohagi

Passend zum japanischen Thema gab's Botamochi, auch Ohagi genannt. Dies sind kleine Reiskuchen, die als Snack beim Empfang angeboten werden. Mir war klar, dass sie geschmacklich nur bei wenigen Gästen ankommen würde, zu fremd ist einfach die Kombination aus Reis und süßen Bohnen. Daher habe ich nur wenige vorbereitet. Es sollte hauptsächlich der Authentizität dienen und wie vermutet waren die Gäste zwar interessiert und neugierig, aber aufgegessen wurden die Küchlein nicht, da sie auch einfach sehr üppig sind. Dazu kann man wunderbar einen Jasmintee reichen.


Vorspeise

Sukiyaki

In Japan wird Sukiyaki gern zu Silvester gegessen und wir können absolut verstehen warum. In einen großen Topf mit Brühe wird von Fleisch über Gemüse bis hin zu Nudeln einfach alles gegeben, was das Herz der Gäste begehrt. Ein herzhaftes Gericht, das mehr sättigt als gedacht und durch seinen Alkoholgehalt zusätzlich auch etwas müde und erschöpft macht. War vielleicht nicht die beste Idee für die Vorspeise, aber wir lernen ja auch noch. 😁 Dieser Gang hat jedenfalls unheimlich viel Lob eingeheimst.
Im Film kommt das Gericht übrigens gleich im ersten Teil vor.


Hauptspeise

Okonomiyaki

Nachdem das Thema feststand, war auch relativ schnell klar, dass wir ein bestimmtes Lieblingsgericht von uns unbedingt unterbringen mussten: Okonomiyaki! Bisher kannten wir nur den Osaka-Style, bei dem der Kohl direkt in den Teig eingerührt und in der Pfanne ausgebacken wird. Eine Art Pfannkuchen also, der anschließend noch mit herzhafter Sauce und Mayonnaise garniert wird. Da ich vor jedem Filmdinner aber eh immer viel ausprobiere, dachte ich mir, ich versuche mich mal am Hiroshima-Style. Tatsächlich hat uns diese Variante dann so überzeugt, dass wir uns für dieses Gericht als Hauptspeise entschieden haben. Der Hauptunterschied zum Osaka-Style ist die Zugabe von Nudeln. Außerdem wird der Kohl nicht mehr unter den Teig gehoben und der Pfannkuchen fällt nicht so dick aus, sondern wird mehr geschichtet. 
Auf eine dünne Teigschicht wird zunächst etwas Kohl, Tenkasu und evtl. Bacon (nicht ganz original japanisch, sondern eine Eigeninterpretation) gelegt und erneut mit etwas Teig bedeckt, dann gleich gewendet. In einer zweiten Pfanne habe ich die Nudeln mit etwas Sauce angebraten, in der Mitte zu einer einigermaßen runden Form zusammengerührt und dann das Bauwerk aus Pfanne Nr. 1 darauf getürmt. Zum Schluss wird ein Ei in die freie Pfanne geschlagen, grob verrührt und das Okonomiyaki wird gewendet darauf gelegt. Nach kurzer Bratzeit, den Berg noch einmal wenden und auf einen Teller geben, dekorieren, fertig. 
Die Sache hört sich komplizierter an, als sie ist. Ich hätte mir vor allem das Wenden nie zugetraut, aber es klappt ganz wunderbar, wenn man beherzt und furchtlos zum Pfannenwender greift. Okonomiyakis erkennen genau, wenn du Angst hast.



Es ist nahezu unmöglich, dass alles auseinander fällt. Was relativ oft und selbst den Profis passiert, ist das Herausfallen bestimmter Zutaten beim Wenden. Diese lassen sich aber leicht wieder ans Kunstwerk heranschieben oder darauf schichten.
Das Video im verlinkten Rezept zeigt die Zubereitung recht anschaulich und für Laien gut verständlich. Dass man gewisse Zutaten bei uns nicht so einfach bekommt ist natürlich klar. Dinge wie Kombu kann man weglassen, Yakisoba-Nudeln durch Mie-Nudeln ersetzen oder Sachen wie Tenkasu einfach selber machen.
Auch dieses Gericht hat bei den Gästen eine Begeisterung ausgelöst, die ich bei den Filmen vermisst habe. Aber wer kann schon nach einer genialen Vorspeise und einem umwerfenden Hauptgericht noch genug Enthusiasmus für einen Wahnsinnsfilm aufbringen? Das menschliche Gehirn wäre dazu gar nicht in der Lage. An dieser Stelle eine Empfehlung: Überfordert eure Gäste niemals mit überragend gutem Essen UND hervorragenden Filmen gleichzeitig!

Nachspeise

Jiggly Cheesecake


Es ist schon fast ein Running Gag. Ich mache eine gute Vorspeise, eine tolle Hauptspeise und das Dessert... wird mal wieder nichts. Es war so beim Star Wars-Dinner und es war so beim French Horror-Dinner. Backen ist eben einfach völlig anders als Kochen. Aber diesmal nicht, dachte ich mir, diesmal bereite ich mich vor und teste das Rezept bereits frühzeitig. Es hat dann auch einigermaßen geklappt (zumindest teilweise, mehr dazu weiter unten).


Ab Minute 5:10 wird in diesem Video ein Dessert vorgestellt, das ich deswegen so genial fand, weil es im Reiskocher entsteht. Ich habe mich an das im Video angegebene Rezept gehalten und zu meiner Überraschung ist nichts verbrannt, der Kuchen war (dank der Stäbchenprobe) durch und er schmeckte sogar lecker. 
Ich habe dann gleich noch einen zweiten Kuchen für unseren laktoseintoleranten Freund gebacken. Serviert wurde das Ganze mit TK-Obst.

The dark side of the dessert

Weil ich es nicht lassen konnte und dieses wunderbare Video auf YouTube entdeckt habe, hab ich mich hinreißen lassen und hab das Filmdinner zum Anlass genommen, das Rezept auszuprobieren. Nicht nur, dass es ein optisches Desaster geworden ist, nein, der Kuchen hat auch noch absolut widerlich geschmeckt. Ich meine, schon klar, dass man Matcha mögen sollte, wenn man einen Matcha-Kuchen backt und das tu ich ja auch, aber das war selbst mir zu viel. Auch die Konsistenz war absolut nicht so wie im Video dargestellt. Keine Ahnung, was da für eine Art der Zauberei betrieben wurde, aber dieses Rezept kann ich absolut nicht weiterempfehlen. So musste dieser Kuchen als kläglicher Beweis meines Scheiterns in den Kühlschrank verbannt werden, nur um ein paar Tage später sein Urteil zu erhalten: Tod durch Mülleimer!
Japanisches Knabberzeugs für den späteren Abend

Getränke & Snacks

Japanisches Bier für die Gäste
Wir haben unseren Gästen neben traditionellem Tee auch ein japanisches Bier angeboten, das mich dezent an Sake erinnerte. Außerdem gab's für den späteren Verlauf des Abends eine Auswahl diverser japanischer Süßigkeiten und Snacks, die interessiert getestet wurden. Vor allem die Teriyaki-Chips stießen auf Begeisterung und waren innerhalb von Sekunden weg.

Fazit



Was macht nun also einen großartigen Film aus? Sicher liegt die Antwort immer auch im Auge des Betrachters. Aber wenn ich mir die IMDb-Liste der besten Filme aller Zeiten anschaue, sehe ich vor allem epische Filme. Filme mit Tiefgang. Filme mit tragischen Helden. Hauptsächlich Drama-, Action- und Abenteuerfilme. Die allermeisten Filme auf dieser Liste haben aber dennoch eine gute Portion charmanten Humors und nicht wenige weisen einprägsame, teils überzeichnete Charaktere mit Kultfaktor auf. Jetzt schreibe ich also diesen Eintrag und frage mich, woran es liegen mag, dass Rurouni Kenshin nicht mehr Aufmerksamkeit hierzulande erhalten hat, denn er hat durch die Erfüllung sämtlicher Kriterien das Potenzial zum Kultfilm. Liegt es an der japanischen Cinematographie, mit der das westliche Publikum nach wie vor einfach nicht klar kommt? Nein, das wäre zu einfach. Und da haben wir auch schon das Stichwort. "Einfach". Keiner der Top-IMDb-Filme ist "einfach". Sie bringen alle eine ausgeklügelte Handlung ans geneigte Publikum, thematisieren nicht immer schöne Dinge, oftmals gar schwere Kost und fordern allein durch die lange Laufzeit die Aufmerksamkeitsspanne des Publikums heraus. Nur noch wenige wollen sich auf so etwas einlassen, viele bevorzugen dann doch lieber den neuesten Schweighöfer/Schweiger-Film oder eine leichtfüßige Komödie - und daran ist auch nichts Schlechtes! Na gut, wenn man ernsthaft Gefallen an deutschen Filmen à la "Traumfrauen", "Rubbeldiekatz" usw. findet, hat man einfach keinen Filmgeschmack, aber ich hab manchmal auch einfach nur Lust auf einen hirnlosen Slasher oder alberne Komödien. Und warum? Weil man das nebenbei wunderbar konsumieren kann. Neben Online-Shopping. Oder während man auf dem zweiten Bildschirm "Party Hard" zockt. Oder nebenbei Plätzchen backt. Aber Filme wie "Rurouni Kenshin" benötigen deine uneingeschränkte Aufmerksamkeit und sich heutzutage nur noch auf eine einzige Sache zu konzentrieren, verlangt vielen schon einiges an Überwindung ab.

Ach ja, und um übrigens die Frage zu beantworten, was einen großartigen Film nun ausmacht: Wenn man am Ende einen leichten Stich im linken Oberkörper wahrnimmt, etwas über den Nippeln, dann weiß man, dass man sich gerade vollständig auf einen wunderschönen, rührenden Film eingelassen hat. Ich glaube, das nennt man Liebe.





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