Das Ende der 3-Monats-Koliken und Schlafprobleme

3-Monat-Koliken gibt es laut einiger Expertenmeinungen ja gar nicht. Es handelt sich lediglich um Einschlaf- oder Regulationsstörungen. Auch wenn wir nach ungefähr drei Monaten für ein paar Wochen glaubten, es wäre nun endlich besser geworden und unser Baby würde nun besser schlafen, saßen wir da ganz entschieden einem furchtbaren Irrtum auf. Klar, es gab eine kurze Zeitspanne, in der er mich nachts nur noch zweimal zum Stillen aufweckte, aber als er fast vier Monate alt war, wurde es schlimmer. Und zwar wesentlich schlimmer.
Ich fühlte mich an meine Anfangszeit mit Baby, gleich nach der Geburt, zurück erinnert. Irgendwann wollte er wieder stündlich gestillt werden, aber diesmal nicht mehr nur für ein paar Minuten. Nein, durchs Stillen wurde ich neuerdings nachts bis zu einer halben Stunde wach gehalten. Ich weiß nicht, ob er am Ende nur noch nuckelte oder wirklich noch trank, aber wenn ich versuchte, ihn frühzeitig abzulegen, gab es ein großes Geschrei.
Irgendwann habe ich mich sogar dazu hinreißen lassen, ein Schlafcoaching zu buchen und das, obwohl ich im Vorfeld schon viel Negatives über derartige Programme gelesen hatte. Ein Erwachsener würde ja schließlich auch mehrmals in der Nacht wach werden, um was zu trinken oder aufs Klo zu gehen und da wäre ein Schlaftraining ja genauso sinnlos. Der Unterschied zum Baby besteht lediglich darin, dass es noch nicht in der Lage ist, sich selbst wieder soweit zu beruhigen, um weiterschlafen zu können. Dennoch wollte ich dem Online-Coaching eine Chance geben und habe mir in einem Rutsch alle Videos angesehen.
Die Tipps fand ich grundsätzlich nicht schlecht, aber je mehr der Kurs in die Tiefe ging, umso weniger gut umsetzbar kam mir das alles vor. Ich wollte mein Kind außerdem auch gar nicht nach solch strengen Regeln schlafen legen. Was mir allerdings wirklich geholfen hat, war der Hinweis, man müsse unbedingt auf erste Müdigkeitsanzeichen seines Babys achten. Das hatte ich bisher tatsächlich nicht getan. Wenn er gähnte, war es laut Coaching sogar schon fast zu spät. Also startete ich einen ersten Versuch, als er mal wieder anfing, sich die Augen zu reiben (ein erstes Anzeichen) und legte ihn auf die Seite (so schlafen Babys angeblich lieber ein). Ich tat dies einfach auf der Couch und brachte ihn dafür nicht extra ins Bett, da ich nicht wirklich damit rechnete, dass es funktionieren würde. Er schlief aber relativ schnell ein. Ich war überrascht. Jedoch wachte er nach 20 Minuten wieder auf. Aber immerhin, meine Neugier, ob ich noch mehr daraus machen könnte, war geweckt.
Ich bestellte einen Pucksack, der für Babys bis zu 6 Monaten geeignet war und mein Mann brachte Schaukelkufen unter seinem Bettchen an. Außerdem holten wir uns einen RockIt, ein Gerät, das Kinderwägen und Babybetten selbstständig in leichter Bewegung hält.
Derart bewaffnet puckte ich ab sofort unseren Sohn bei den ersten Müdigkeitsanzeichen (rote Augenbrauen z. B.), legte ihn in sein Bett, wiegte ihn, während ich ihm noch etwas vorsang und sobald er eingeschlafen war, ließ ich den RockIt laufen. Was soll ich sagen? Das funktionierte richtig gut und ich war etwas stolz auf mich. Zwar schrie er eigentlich immer, sobald ich ihn in sein Bettchen legte, jedoch fasste ich das auf als ein "Ich will noch nicht schlafen, Mama"-Gequengel. Zu keiner Zeit würde ich ihn alleine schreien lassen, sondern wartete immer neben seinem Bett, bis er sich beruhigt hatte und eingeschlafen war.
Auf diese Weise kam er tagsüber auf 4 - 5 Nickerchen mit jeweils 30 - 90 Minuten. Meist wachte er nach 30 Minuten wieder auf und manchmal konnte ich ihn dann wieder in ein weiteres Schläfchen wiegen. Manchmal auch nicht, das war dann ebenfalls okay. Ich hatte mir vorher jedenfalls nie großartige Gedanken über seine Schlafdauer gemacht, aber wahrscheinlich war das ein Fehler. Schläft ein Baby tagsüber nicht ausreichend, schläft es auch nachts nicht besonders gut. So heißt es zumindest.
Jetzt gab es aber nach ein paar erfolgreichen Wochen das Problem, dass er mich nachts einfach mal wieder stündlich weckte. Nach zwei solcher Wochen war ich durch. Ich konnte nicht mehr. Nachts saß ich weinend neben seinem Bett und weckte so auch meinen Mann auf. Mir war alles zu viel und ich war verzweifelt. Voller Neid dachte ich an andere Eltern, die mir bei der letzten Familienfeier noch vorschwärmten, dass ihr Baby noch nie Probleme hatte durchzuschlafen. Ich konnte auch das Schreien an sich nicht mehr ertragen. Es war wie das Kreischen einer Kreissäge. Ich hätte am liebsten aufgegeben.
Bei all dem Recherchieren über den Babyschlaf hatte ich völlig meine eigene Selbstregulation vergessen. Oftmals verfiel ich in eine Art Lethargie. Häufig war es nämlich der Fall, dass unser Baby mich nicht in Ruhe essen ließ. Es schien geradezu, dass er genau den Moment abwartete, bis ich mich hinsetzte und er dann losschrie. So ziemlich jeder alte Mensch und leider auch genügend junge würden einem raten: "Lass ihn doch mal schreien." Aber wer sich nur ein bisschen mit moderner Babypflege auskennt und sich in aktuelle Erkenntnisse eingelesen hat, weiß es natürlich besser. Dennoch, irgendwann musste ich essen. Also legte ich ihn neben mir ab und versuchte nebenbei ein paar Happen runterzuwürgen. Leider steigerte er sich dann oftmals noch mehr hinein.
Ich konnte es nicht ertragen, nichts dagegen zu unternehmen. Es gab mir das Gefühl, eine schlechte Mutter zu sein. Wir hatten bereits alles versucht. Fönen und saugen half zwar kurz, aber sobald man den Stecker zog, wachte er wieder auf. Tragen war zwar eine sichere Bank, wenn's ums Einschlafen ging, aber der Versuch, ihn abzulegen, ohne dass er aufwachte, scheiterte stets kläglich. So musste immer einer von uns wach bleiben und ihn tragen, während der andere zumindest ein paar Stunden Schlaf abbekam.
Das war allerdings auch so eine Sache. Konnte mein Mann immer und überall sofort einschlafen, lag ich oft stundenlang wach im Bett und das obwohl mein Baby eigentlich gerade auch schlief. Ich hätte mich eigentlich entspannen können, aber mein Körper und mein Hirn waren nicht bereit dazu. Mittlerweile hätte ich selber ganz gut diverse Einschlafhilfen gebrauchen können. "Es ist nur eine Phase", sagte ich mir wie ein Mantra immer wieder vor.
Es ist genau eine solche schlaflose Nacht, in der ich diese Zeilen schreibe und ich mal eben schnell nachrechne, wie sich die Schlafzeiten meines Babys im Laufe der Monate gewandelt haben.
Im 1. Monat schlief er nachts zumindest 2 - 3 Stunden am Stück. Damals kam mir das schon wenig vor. Der 2. Monat war rückblickend wohl der angenehmste. Hier wurde nämlich desöfteren die ersten 3 Stunden nachts durchgeschlafen und nach einem Stillvorgang nochmal 2 Stunden weitergeschlafen. Im 3. Monat änderte sich zwar nichts großartig am Schlafmuster, aber es wurde dadurch auch nicht schlechter. Im 4. Monat versuchte ich dann eben, ein Schlafritual einzuführen und achtete vermehrt auf Müdigkeitsanzeichen. Dies war auch nötig, da nachts wieder öfters Party gemacht wurde und ich am Rand der Verzweiflung war. Tagsüber gab es jetzt 4 - 5 Nickerchen von 30 Minuten bis über eine Stunde und nachts versuchte ich zumindest, ihn 9 Stunden im Bett zu halten. Der 5. Monat war schlafmäßig der düsterste bisher, denn zwar zog ich weiterhin die 9 Stunden nachts durch, allerdings mit stündlichen Stillpausen, was schon ganz schön an die Substanz ging. Danach waren wieder etwas bessere Zeiten dabei, was sich aber mit Einschießen des ersten Zähnchens ganz schnell wieder änderte.
Dazu aber mal mehr in einem anderen Post...

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