Mein Bauch nach der Schwangerschaft

Im Ballettunterricht habe ich schon früh gelernt, dass man den Bauch immer einziehen muss. So habe ich das die nächsten Jahre dann auch beibehalten. Reflexartig zog ich meinen Bauch einfach immer ein. Das tat ich wirklich irgendwann ganz unbewusst und ich glaube, dass ich nur im Schlaf meinen Bauch auch mal entspannt habe.
Mit der Schwangerschaft kam dann irgendwann ab dem 4. Monat der Moment, wo klar war, dass Baucheinziehen 1. nichts mehr bringt und 2. langsam unangenehm wird. Ab diesem Zeitpunkt hab ich meinen Bauch ganz stolz präsentiert und ihn sogar bewusst rausgestreckt. Sollte ruhig jeder sehen, was für ´ne Riesenkugel ich da vorne dran hab. Mein Bauch war, glaube ich, am Ende der Schwangerschaft um einiges größer als der Durchschnitt. Ich hatte ja auch knapp ein 4-Kilo-Baby da drin und war schon 10 Tage über dem errechneten Geburtstermin. Klar, dass dann in den letzten 2 Wochen die bis dato zarten Dehnungsstreifen schließlich richtig fiesen dunkelvioletten Rissen weichen mussten. Gott sei Dank hab ich das Babybauch-Shooting gemacht, als noch alles schön ästhetisch war.
Ich weiß nicht genau, was ich erwartet hatte, als das Baby erst mal draußen war. Ich war mir schon bewusst, dass mein Bauch nicht sofort zurückspringen würde in seine alte Form. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich noch so lange aussehen würde wie im 9. Monat. Viele sagen ja, man könne die Kleidung vom 6. Monat gleich nach der Geburt tragen. Sorry, aber das ist bei mir sicher nicht der Fall gewesen. Und anstatt meinen Bauch weiterhin wie in der Schwangerschaft stolz präsentieren zu können, habe ich nun leider versucht, ihn unter weiter Kleidung zu verstecken. Ehrlich gesagt habe ich meinen kompletten Kleiderschrank neu eingekauft. Zum Glück stand der Winter vor der Tür und weite Schlabberpullis waren angesagt. Doch sämtliche Pullover aus dem letzten Jahr waren mir tatsächlich zu eng. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass wohl noch nie jemand den Spruch gesagt hat: "Mein Lieblingspulli ist mir zu eng." Doch, ich habe diesen Spruch gesagt! Bisher hatte ich meine Pullis immer in Größe XS oder höchstens S eingekauft. Nun musste ich L bis XL kaufen, um mich wohl zu fühlen. Ich wünschte, ich hätte wie Meghan Markle sein können, die wie selbstverständlich ihren After-Babybauch gezeigt hat. Nur bin ich keine weltbekannte Herzogin, von der jeder weiß, dass sie erst vor ein paar Wochen entbunden hat und ich wollte einfach keine peinlichen Momente haben, in denen mich jemand fragt, wann denn der Geburtstermin wäre.
Wenn ich vor die Haustüre ging, war ja aber eigentlich sowieso immer mein Baby dabei. So war mein Sohn quasi meine "Entschuldigung" für meinen noch vorhandenen Bauch. Es ärgert mich, dass ich mich derart vor fremden Menschen rechtfertigen wollte, aber ich war einfach traurig, dass ich nicht wie viele Influencer schon drei Wochen nach der Geburt wieder einen flachen Bauch hatte. Nicht falsch verstehen, ich folge denen trotzdem ganz gerne und sie geben sich ja auch immer alle Mühe, nahbar zu wirken, dennoch haben sie bei mir den Status "Disney-Prinzessin": nett anzusehen, aber realitätsfern und halt nicht auf den eigenen Körper übertragbar.
Jetzt habe ich schon vor der Schwangerschaft und auch währenddessen Sport gemacht, ich habe immer fleißig meinen Bauch eingecremt, bis zu zweimal täglich, mit Ölen und Cremes, mit der Zupftechnik. Aber wenn man am Ende schon so weit über dem eigentlichen Geburtstermin drüber ist, kommt auch die beste Creme nicht mehr dagegen an und die Haut reißt einfach ein.
Am liebsten hätte ich ja gleich nach der Geburt aktiv etwas gegen meinen unschönen Dickbauch gemacht, aber abgesehen davon, dass das aus medizinischer Sicht absolut kontraproduktiv und nicht empfehlenswert ist, war ich die ersten paar Wochen auch einfach zu abgeschlagen, konnte kaum aufrecht laufen und hatte noch Schmerzen. Ich habe also brav meine sechs Wochen abgewartet, bevor ich überhaupt mal mit einem Rückbildungskurs beginnen konnte. Erst danach wäre dann wieder moderater Sport angesagt. Hierbei musste ich natürlich erst mal auf das Training der geraden Bauchmuskeln verzichten, da ich, wie so ziemlich jede Schwangere, immer noch mit einer Rektusdiastase zu kämpfen hatte. Die Bauchmuskeln, die Platz fürs Baby machen mussten, sind noch nicht wieder vollständig zusammengewachsen und ein unschöner Spalt war noch da.
Ich würde ja gerne sowas schreiben wie "Ich habe meinen Körper akzeptieren gelernt" oder "Du solltest stolz auf deinen Bauch sein, denn dein Baby hat darin 40 Wochen gelebt", aber ich wollte einfach nur wieder Kleidung anziehen, ohne beim Blick in den Spiegel in Tränen auszubrechen. Ich war ja noch nie zufrieden mit meinem Körper (außer tatsächlich während der Schwangerschaft), aber mein Bauch war immer ein Teil, über den ich mir weniger Sorgen machen musste. Der war immer einigermaßen flach und er hatte mir auch schon einige Komplimente eingebracht. Nun war er - sagen wir's, wie es ist - zerstört. Es folgt allerdings ein ganz großes Aber: Ich merke, dass er sich langsam zurückbildet. Zwar sehr viel langsamer, als man es auf Instagram bei vielen Accounts verfolgen kann, aber er tut es. Und zwar auch ohne mein Zutun. Wenn ich nun wieder mit Sport anfangen darf, wird das Ganze hoffentlich noch etwas schneller vonstatten gehen. Wir werden sehen.

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