Die Farbe aus dem All

Wieso sind Filme, die auf "out of space" enden eigentlich immer so gut?

Gleich vorweg: Ich habe die Kurzgeschichte nicht gelesen, dafür aber mein Mann. Daher kenne ich die Unterschiede zum Film dank seiner Erläuterung.
Ganz unvoreingenommen bin ich dennoch nicht an diesen Film herangegangen, bin ich doch ein großer Fan des Cthulhu-Pen&Paper-Spiels. Auf der anderen Seite hatte ich bereits einige negativen Kritiken lesen müssen, was mich dann doch wieder dazu veranlasst hat, nicht zu viel zu verlangen.
Was mich dann aber erwartet hat, überstieg definitiv all meine Vorstellungen, die ich je hätte haben können.
Der Film beginnt recht atmosphärisch und hält dieses Niveau meiner Meinung nach auch bis zum Ende durch. Nicolas Cage mag zwar auf dem Bluray-Cover wie der Hauptdarsteller wirken, ist in meinen Augen aber nur ein Nebencharakter und spielt diesen auch überzeugend ohne sich in den Vordergrund drängen zu wollen. Die eigentliche Hauptfigur des Films sollte wahrscheinlich Ward sein, dessen Stimme ja durch den Film führt und der (Achtung Spoiler!) als einziger Überlebender aus diesem Unglück hervorgeht. In meinen Augen nimmt aber Madeleine Arthur mit ihrer Lavinia die meiste Zeit den Bildschirm für sich ein, da sie mit ihrem Spiel so präsent ist.
Wie dem auch sei, jeder macht hier seinen Job echt gut und ich kaufe allen ihre Rollen ab. Ich finde, dass sich der Film auch angenehm viel Zeit lässt, um erst mal ein schönes Bild der Familie zu kreieren. Negative Stimmen, die behaupten, die Charaktere wären klischeehaft eindimensional, kann ich daher nicht nachvollziehen. Ich weiß nicht, in wieweit man sowieso von einem Film mit durchschnittlicher Laufzeit erwarten kann, dass hier eine mordsmäßige Wandlung der Figuren vollzogen wird. Selbstverständlich abgesehen von Biopics oder epischen Dramen, die sich über Jahre hinweg ziehen. Aber wir reden hier immer noch von einem Film, dessen Handlung sich innerhalb von ein paar Tagen abspielt. Jeder, der mehr Charaktertiefe verlangt, kann sich gerne eine der Millionen Serien anschauen, die gerade überflüssigerweise aus dem (Netflix-)Boden sprießen.
Mit Auftauchen der Farbe aus dem All fängt das Ganze dann jedenfalls an, immer bedrohlicher zu werden. Das meine ich wirklich ernst. Seit "Martyrs" habe ich mich nicht mehr so machtlos beim Ansehen eines Films gefühlt. Die Bedrohung baut sich schleichend auf und ist bis zum Schluss da. Als die Famlie merkt, was Sache ist, ist es schon längst zu spät. Nicht, dass sie die Farbe hätten bekämpfen können. Diese Präsenz, dieses Etwas macht den Großteil der Ohnmacht aus, die man beim Anschauen verspürt. Es handelt sich eben nicht um einen Killer, der Teenies schlachtet, kein übernatürliches Wesen, das sich mit einem simplen Ritual in die Schranken weisen lässt und am Ende ist wieder alles gut. Es ist noch nicht mal eine Naturkatastrophe, die zumindest noch logisch erklärbar ist und vor der man eventuell noch fliehen könnte. Nein, man kann nicht mal sagen, dass es ein Alien ist, denn wir wissen nicht, was die Farbe aus dem All ist. Sie ist mächtig. Und sie treibt dich in den Wahnsinn, lässt dich degenerieren, bis sie dich am Ende auflöst, als hättest du nie existiert.
Viele haben sich wohl noch daran gestört, dass der Film sich stark von Carpenters "Das Ding" inspirieren hat lassen. So what? Das war ein ebenfalls sehr guter Film und die Farbe wäre durchaus im Stande, derartige Verschmelzungen im Body Horror-Stil vorzunehmen, wie sie es hier eben tut.
Ja, der Film spielt in der Jetztzeit.
Ja, die Farbe ist eigentlich eine Farbe außerhalb unseres Farbspektrums und im Film ist sie lila, aber wie hätte man das sonst darstellen sollen?
Ja, es gibt noch jede Menge anderer Änderungen zur Originalgeschichte, aber Kunst darf das und der feine Unterschied ist doch immer noch, ob's am Ende gut gemacht ist oder nur lieblos zusammengeschustert.
Mir jedenfalls werden diese Bilder, die Geräusche und besonders das schreckliche Schicksal der Mutter mit ihrem jüngsten Kind noch sehr lange in Erinnerung bleiben. Das war für mich ein Film, der den Beinamen "Horror" tatsächlich verdient hat. Der wahre, pure Horror ist letztendlich doch eine Situation, die ausweglos ist, weil man sich etwas gegenüber sieht, das einem selbst wesentlich überlegen und noch dazu nicht greifbar ist.
Alles in allem eine unbedingte Empfehlung von mir. Aber mit Vorsicht zu genießen. Allzu leicht verliert man sich in den grellen Farben und an geistiger Stabilität.

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